Ihr Name charakterisiert sie gut. „Brachys“ heißt übersetzt aus dem Griechischen „kurz“, und kurz ist die Reichweite der Strahlung bei der Brachytherapie. Bei dieser „Strahlentherapie von innen“ wird die Strahlenquelle in den Körper zu dem Tumor gebracht. Entweder mehrmals kurz, oder die Strahlenquellen werden nach einem Eingriff im Körper belassen. Die Strahlung klingt nach kurzer Zeit wieder ab.

Während einer Behandlung dringt die hochdosierte Strahlung eineinhalb bis zwei Zentimeter in das Tumorgewebe und vernichtet die Krebszellen. Das Gewebe, das den Tumor umgibt, wird geschont. „Im Vergleich zu den Behandlungsmöglichkeiten von außen, die sich sehr verbessert haben, wird dieses Verfahren vergleichsweise selten angewendet“, sagt Professorin Dr. Cordula Petersen, Direktorin der UKE-Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. „Für gut zugängliche Tumore hat es aber seine Berechtigung.“

Wird die Brachytherapie in der Gebärmutter, der Luft- oder Speiseröhre angewendet, führen Ärzte zunächst sehr dünne Schläuche und Metallhülsen, sogenannte Hohlapplikatoren, ein. Die korrekte Lage der Applikatoren kontrolliert eine Röntgendurchleuchtung. Danach wird aus einem strahlensicheren Tresor eine Sonde, an dessen Ende das strahlende Material eingearbeitet ist, ferngesteuert in den Hohlapplikator eingesetzt. Der Behandlungsplan legt fest, wo und wie lange das strahlende Material, meist Iridium 192, im Patienten verbleibt. In der Regel erhält der Patient eine Therapie pro Woche. „Abhängig von Behandlung erfolgt die Therapie mit hoher Strahlendosis, im high-dose-rate-(HDR)-Verfahren oder mit einer pulsierenden Strahlung, also im pulse-dose-rate-(PDR)-Verfahren“, so die Ärztin.

Bei bestimmten Prostataerkrankungen kann eine Brachytherapie mit sogenannten „Seeds“ erfolgen. Dabei handelt es sich um kleine Titankapseln mit einem Durchmesser von 0,8 Millimeter, die Strahlung (Jod 125 ) freisetzen. Diese Kapseln werden in einer einmaligen kurzen Operation unter Spinal- oder Vollnarkose in die Prostata eingebracht und verbleiben dort. „Der Vorteil ist, dass wir eine deutlich höhere Strahlendosis dort haben, wo der Tumor sitzt, und zugleich eine deutlich geringere Strahlendosis an den umliegenden Organen wie Blase und Darm ankommt“, sagt Dr. Jörg Zimmermann. Der Strahlentherapeut hat mehr als 3000 Patienten mit Seeds behandelt und gilt damit in Europa als der Experte mit der diesbezüglich größten Erfahrung auf dem Gebiet.