Nebenwirkungen treten lokal und vorübergehend auf. Bei Naturheilkunde den behandelnden Arzt informieren

„Ob Patienten mit Nebenwirkungen einer Bestrahlung rechnen müssen, lässt sich pauschal kaum beantworten“, sagt Privatdozent Dr. Andreas Krüll. Der Strahlentherapeut leitet den Bereich Strahlentherapie des Ambulanzzentrums am UKE. Zu sehr hänge die Wirkung von der Dosis ab, die verabreicht wird, von der Größe der Bestrahlungsfelder und von der Empfindlichkeit der Organe, die betroffen sind. Auch psychische Faktoren spielen eine Rolle: Die sich häufig über Wochen hinziehenden Bestrahlungen ließen wenig Freiräume, und schließlich müsse der Patient auch noch die Diagnose verkraften.

Akute Nebenwirkungen treten im Verlauf einer Strahlentherapie vor allem lokal und nur vorübergehend auf. „Schätzungsweise etwa fünf Prozent haben dauerhafte Probleme nach einer Strahlentherapie“, sagt der Mediziner.

Akut können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten. Bestrahlungen im Kopf-Hals-Bereich können im Mund oder in der Speiseröhre Schleimhautentzündungen sowie Schluckbeschwerden hervorrufen. „Um die Schleimhäute zu pflegen, empfehlen wir spezielle Spülungen. Gegen Schluckbeschwerden helfen auch Schmerzmittel“, sagt Krüll. Und bestrahlte Haut muss aufmerksam gepflegt und geschützt werden. Welche Pflegemittel geeignet sind, wissen die Strahlentherapeuten. Eine Bestrahlung des Kopfes kann zu Haarverlust führen.

„Generell kann die Therapie zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen“, sagt Dr. Krüll. Das beste Gegenmittel sei Bewegung und ausreichend Schlaf. Die Müdigkeit kann aber auch ein Hinweis auf das Fatigue-Syndrom sein und sollte ernst genommen werden. Dieses Syndrom kennzeichnet ein Gefühl tiefer Erschöpfung, das sich auch durch viel Schlaf nicht beseitigen lässt. „Wir bieten den Patienten sowohl psychoonkologische wie bewegungstherapeutische Hilfe an, damit sie diese Beschwerden möglichst schnell wieder loswerden“, sagt der Mediziner.

Einige Patienten greifen zur Naturheilkunde wie Homöotherapie, chinesische oder indische Medizin. „Sie sollten aber unbedingt ihre behandelnden Ärzte darüber informieren, damit unerwünschte Interaktionen vermieden werden“, rät Dr. Krüll. Eine komplementärmedizinische Beratung, wie sie beispielsweise das Hubertus Wald Tumorzentrum am UKE anbietet, hilft dabei, die Vor-und Nachteile abzuwägen. Ziel der Beratung ist, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, in dem Naturheilkunde und die onkologische Behandlung gut zusammen passen.