Heute gründen wir mal ein Start-up. Die Idee ist brillant: eine Zeitung, nur mit Anzeigen, ansonsten leer. Den Weißraum füllen die Leser, egal womit: Katzenkram, Schnitzelfotos, Erstunkenes, Erlogenes, Verletzendes, Nazidreck. Nur nackte Brüste sind verboten, wegen Anstand. Dank moderner Technologie kopiert und verteilt sich diese Zeitung kostenlos von selbst. Hetze und Lügen gehen am besten und befeuern die Anzeigenpreise. Problematische Inhalte? Sache der User. Verantwortung? Klar, kostenloses Inhalte-teilen ist doch ein toller Service für die Menschen. Wen sharen da die Folgen?

Facebook funktioniert exakt wie ein Anzeigenblatt zum Selberfüllen, nur eben digital. Neben vielen netten Menschen kann dort jeder Strauchdieb seinen Müll abladen. Schrilles, Absurdes, Gemeines oder Brutales wird am liebsten verteilt, der größte Mist macht die meiste Kohle. Nun bedienen sich nicht nur ganz normale Irre der globalen Dreckschleuder, sondern zunehmend professionelle Desinformanten.

Kann man nichts machen, sagen Internet-Romantiker, die gern alte Indianerfrisuren auftragen. Kann man doch, wie die herausgefilterten Brüste beweisen. Fachkräfte checken jedes Bild auf sittliche Reinheit, weswegen das Hochladen von Fotos immer ein paar Sekunden dauert. In Körperfragen sind die Kapuzenmänner aus dem Silicon Valley oft schwerstverklemmt; bei Lüge und Hetze dagegen hoodiemäßig locker. Meinungsfreiheit und so.

Aber Freiheit will geschützt sein vor denen, die sie missbrauchen. Weil es keinen Algorithmus gibt, der Blödheit, Lüge und Wahrheit filtern kann, müsste Facebook-Chef Zuckerberg eine Brigade von Prüfern nachweis­lichen Mist aussortieren lassen. Diese Sorgfalt kostet, heißt Journalismus und schützt demokratische Freiheit.