Der Science-Fiction-Film „Rogue One: A Star Wars Story“ taucht in die Mitte der legendären Saga ein, hätte aber mit mehr Risikofreude erzählt werden können

Da ist sie nun also wieder, die Kinderfantasiewelt des George Lucas, in der es sprechende Roboter gibt und finstere Armeen, Weltraumkreuzer und Todesplaneten, holde Prinzessinen und Lichtschwerter, hässliche Aliens und eine alles durchwirkende Kraft namens „Macht“. Vor ziemlich genau einem Jahr noch hatten wir darüber staunen können, wie viel Charme dieser uns doch schon so lange bekannten Welt noch innewohnt – weil J.J. Abrams den siebten Teil der Saga mit viel Liebe, Nostalgie und Humor ausstattete. So wurde „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ zu einer Rückkehr in das gemütliche Wohnzimmer, in dem wir schon vor Jahrzehnten die ersten Folgen in der Fernsehwiederholung sahen. Im Vergleich dazu ist „Rogue One“ wie eine Zwangsvisite in der Autobahnraststätte Köckern-West.

„Rogue One“ (das Wörterbuch bietet zu „Rogue“ die Übersetzung „aggressiver Einzelgänger“ an) ist ein Spin-Off der Serie – eine ausgekoppelte Geschichte im selben Ambiente also. Regisseur Gareth Edwards hat schon mit anderen Großproduktionen wie „Godzilla“ (2014) gezeigt, dass er seelenlose Materialschlachten auf der Leinwand gut beherrscht. Diese nun ist allerdings besonders unerfreulich, weil sich das Drehbuch (Chris Weitz) noch nicht einmal den Anschein einer Mühe gibt, die altbekannte Geschichte um den Kampf zwischen Rebellen und Imperium mit neuem Leben zu füllen. Sie versetzt uns zurück in die Zeit vor Episode IV: Das Imperium hat gerade die Macht über die Galaxie an sich gerissen und schickt sich an, mit dem Todesstern die ultimative Superwaffe zu bauen.

An der Seite der Hauptfigur steht K-2SO, ein Imperiumsdroide

In der Hauptrolle sehen wir Felicity Jones als Jyn Erso, von deren zerrütteter Kindheit wir in einer Rückblende erfahren: Ihr Vater Galen Erso (Mads Mikkelsen) war einer der führenden Ingenieure beim Bau des Todessterns, zog sich aus Gewissensgründen zurück, wurde vom Imperium aufgestöbert und zur Voll­endung seiner Arbeit gezwungen. Ihre Mutter wurde bei der Festnahme erschossen, woraufhin die junge Jyn sich allein durchschlagen musste und sich für ein kleinkriminelles Leben entschied.

Die junge, starke Frau im Zentrum, die den Schergen des Imperiums sowie anderen abgewrackten Gestalten des Weltenraums zeigt, wo das Lichtschwert hängt: Das war im siebten Teil eine schöne Idee. In „Rogue One“ verpufft es zu einer Randnotiz, auch wenn mit Felicity Jones eine erfahrene Kraft am Werk ist.

An ihrer Seite steht, wir ahnen es, ein lustiger Roboter, der diesmal nicht C3PO oder R2D2 heißt und auch nicht BB8, sondern K-2SO, ein umprogrammierter Imperiumsdroide, der mit Vorliebe die Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevorstehender Katastrophen errechnet und die bösartigen, aber gleich aussehenden Exemplare der Gegenseite dauernd in die Irre führen muss. Es geht in dieser Explosion aus Aktivismus im Folgenden darum, dass Jyn Erso zusammen mit ihrem blassen Counterpart Cassian Andor (Diego Luna) die Pläne für den Bau des Todesplaneten erbeuten muss – freilich erst, nachdem sie sich mit dem Einzelkämpfer Saw Gerrera verständigt hat.

Dessen Rolle wird von Forest Whitacker gespielt, der mit seinem kurzen Auftritt leider weit von einer tragenden Rolle entfernt ist und dem Film mit seiner Exzentrik sicher mehr Substanz hätte schenken können. So aber ist er nur der Pausenclown auf dem Weg dahin, was man das große Finale des Films nennen wollte – wenn es denn groß oder wenigstens ein Finale wäre.

Wenn man etwas Positives aus den 134 Minuten von „Rogue One“ mitnehmen will, dann vielleicht eine Idee davon, wie es auf keinen Fall weitergehen kann mit diesem galaktischen Märchen, das sich in seinem Zwang zur Wiederholung so langsam den eigenen Mythos zerstört: Es ist nicht genug, dramaturgische Ideen nur zu variieren. Man muss sich schon auch etwas Neues trauen – neue Figurenkonstellationen, unvorhersehbare Wendungen. Das ist immer ein Risiko, und dar­an fehlt es hier.

„Rogue One: A Star Wars Story“ USA 2016, 133 Min., ab 12 J., R: Gareth Edwards, D: Felicity Jones, Mads Mikkelsen, Diego Luna, Ben
Mendelsohn, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy (OF), Studio, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; starwars.com/filme/rogue-one