Der Thriller „Shut In“ zehrt an den Nerven – allerdings nicht aufgrund von Spannung, sondern wegen seiner fehlenden Logik

Vor vier Jahren lief im Spartensender ZDFneo eine durchaus geschätzte britische Horror-Miniserie namens „The Fades“. In ihr wurde ein Teenager von Alpträumen geplagt, die sich als hellsichtige Entdeckung einer speziellen Spezies unerlöster Zombiegeister entpuppten. Als Regisseur der ersten drei Episoden machte Farren Blackburn so nachdrücklich auf sich aufmerksam, dass ihm eine erste internationale Kinoproduktion übertragen wurde: „Shut In“, mit veritabler Schauspielerprominenz, nach einem heiß gehandelten Drehbuch der jungen Autorin Christina Hodson.

Träume, Tod und Teenager spielen hier erneut eine zentrale Rolle, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Es beginnt mit einer Abschiebung. Mary (Naomi Watts) hat für ihren Sohn Stephen (Charlie Heaton) einen Platz im Internat für schwer erziehbare Kinder besorgt. Der Abschied wirkt auf unheilvolle Art beiläufig. Kurz darauf kracht es auf dem Highway. Stephens Vater überlebt den Unfall nicht. Stephen kommt zurück zur Mutter, komplett gelähmt, im Rollstuhl. Ihr abgelegenes Haus in der neuenglischen Provinz wird fortan zum Schauplatz einer Mutter-Sohn-Beziehung, die sich zunehmend als problematisch entwickelt.

Mary schafft es – wie auch immer – ihren neuen Job als Vollzeitpflegekraft mit ihrer angestammten Profession als Kinderpsychologin zu vereinbaren, doch sobald es Nacht wird, bricht das Grauen über sie herein: Unheimliche Geräusche lassen sie kaum Schlaf finden, ein vermisstes Kind erscheint kurz – und verschwindet wieder. Mit den Nerven am Ende versucht Mary, ihren Sohn in der Badewanne zu ertränken – aber das war nur ein Traum. Oder nicht? Ihr letzter Verbündeter, der über Skype zugeschaltete Dr. Wilson (Oliver Platt), versucht mit rationalen Argumenten die Situation zu entschärfen. Doch Muttergefühle, Vernunft und das möglicherweise Übernatürliche driften mit jeder Nacht weiter auseinander, bis auch noch ein Schneesturm aufzieht und der mehrfache Einschluss droht: In den dunkelsten Wahnsinn und in die gleißend weiße Naturgewalt.

Leider zerrt dieser etwas andere Weihnachtsfilm weniger mit überraschenden Horrormomenten an den Nerven der Zuschauer. Wohl mit dem Verweis auf den ohnehin fantastischen Charakter ihres Films verzichten Blackburn und Hodson vielmehr auf jede innere Logik ihrer Geschichte.

Die beiden vertrauen ganz auf die Strahlkraft ihrer Heldin und die düstere Atmosphäre von Marys Horrorhaus, in dem man sich ein ums andere Mal an Stanley Kubricks Hotel in „Shining“ erinnert fühlt. Um einen nachhaltigen Eindruck im Kino zu hinterlassen, ist das allerdings zu wenig.

„Shut In“ USA/CDN/F 2016, 90 Min., ab 16 J.,
R: Farren Blackburn, D: Naomi Watts, Oliver Platt, Charlie Heaton, Jacob Tremblay, im UCI Mundsburg; www.shut-in-film.de