Seit ein paar Tagen gibt es bei uns auf der Leserbrief-Seite Kommentare zum Begriff Gutmensch, der inzwischen sogar zu einem Schimpfwort geworden ist und 2015 das „Unwort des Jahres“ war. Als Gutmenschen werden gern Bürger bezeichnet, deren Offenheit, „Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd“ angesehen würden, so die Jurybegründung damals. Vor zwei Jahren galt das vor allem im Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe. Aber auch in den 90er-Jahren war Gutmensch schon ein beliebtes Wort, um politische Gegner und deren Ansichten als zu moralisierend und übertrieben selbstlos darzustellen.

Mich ärgert die Verwendung des Wortes maßlos und noch mehr ärgert mich, dass es inzwischen vollkommen wahllos und inflationär zum Beispiel bei Kommentaren auf Facebook benutzt wird. Es geht dort einfach nur darum, Andersdenkende zu diffamieren.

Inzwischen gibt es Facebook-Gruppen, die sich dazu gebildet haben: von der „Gutmenschenkeule“ über „Gutmensch vs. Wutbürger“ bis zur „Army of Gutmenschen“. Die einen hetzen gegen Ausländer und deren Unterstützer, die anderen setzen sich gegen Hass und Rassismus ein.

Ich habe dieses Wort jetzt einfach aus meinen Vokabular gestrichen.