Es ist wie immer. Wer „Mehr Rente jetzt“ verspricht, siegt. „Sichere Rente 2030“ ist nur was für Verlierer

Ich bin stolzer Vertreter des Jahrgangs 1964, so wie Silvia Neid, Henry Maske und weitere knapp 1,4 Millionen Deutsche. Wir sind der geburtenstärkste Jahrgang: 40 Kinder in der Klasse, WG-Enge, Jobangst. Jetzt sind wir Babyboomer und rackern für die Ruhestandsgehälter von Mutti und Opa, gern übrigens. Die Rentenkasse ist ja kein Sparbuch, sondern Girokonto: Was reinkommt, geht gleich wieder raus, plus Steuerzuschuss von jährlich 100 Milliarden.

Mein großer Sohn kam 1994 zur Welt, eines von knapp 800.000 Kindern. Wird er einen sozialversicherungspflichtigen Lebenszeitjob finden wollen? Adenauers Idee vom Generationenvertrag umsetzen? Oder eher Projektarbeit, für die Rentenkasse nicht immer berechenbar? Nun die Denksportaufgabe: Wie soll unser Nachwuchs fast doppelt so vielen Senioren die Rente sichern, deren Leben länger werden, private Vorsorge in der Nullzinsphase? 60 Prozent aller Familien haben am Monatsende weniger als nichts auf dem Konto übrig.

Die Rentendebatte, die zuverlässig vor jedem Wahlkampf losgeht, ist eine große, schmutzige Komödie, die allein im Hier und Jetzt spielt. Da werden Prozentkrümel hin- und hergefegt, bis neue Milliardenausgaben für unsere Kinder festgeschrieben sind. Rentendebatten sind wie Staubwischen auf der „Titanic“ – kann man machen, ist aber sinnlos. Kurzsichtig? Klar. Aber eine rationale politische Überlebensstrategie. Kanzler Schröder hat mit dem Hartz-Paket mal langfristige Politik riskiert. Seither herrscht Angela Merkel im Kanzleramt.

Volksvertreter leben länger, wenn sie stumpf dem Wählerwillen folgen. „Mehr Rente jetzt“ sichert die Wiederwahl – „Sichere Rente 2030“ die Opposition. Deswegen wäre es unfair, der Politik Opportunismus vorzuwerfen. Sie erledigt nur, was das Volk will. Hund und Wurstvorrat halt.

Und meine Rente? Glauben, lieben, hoffen, den Mythos von der 65 abhaken und fröhlich weiterarbeiten.