Manchmal wird der Restaurantgast Ohrenzeuge von Dingen, die er nicht wissen will

Achtung, Kalauer: „Essen Sie gern Wild?”, fragt der Kellner. „Nein, am liebsten in aller Ruhe”, entgegnet der Gast. Ich esse auch am liebsten in aller Ruhe. Vor allem dann, wenn ich in einem Restaurant zu Gast bin. Doch nicht immer glückt dies, wenn das Lokal bereits gut besucht ist und man mit seinen Gästen Platz für fünf Personen braucht.

Was sich kürzlich in einem Buffet-Restaurant in der Region abspielte, begann zunächst noch ganz friedlich. Wir saßen gut platziert und hatten schon die ersten Gaumenfreuden verspeist. Am einzigen noch freien Nachbartisch hatte sich inzwischen eine Gruppe von vier Frauen mittleren Alters niedergelassen und zu essen begonnen.

Zunächst gab es noch den üblichen Small Talk. Doch dann holte eine aus dem Quartett tief Luft und begann mit durchdringender Stimme die Geschichte über sich und ihren Verflossenen vorzutragen. Die Dame legte das Besteck aus der Hand, wohl um ihre Worte besser mit entsprechenden Gesten unterstützen zu können.

Dabei fixierte sie wechselnd ihre Begleiterinnen und kaute den ganzen Beziehungsmüll noch einmal durch. Dank der sich steigernden Erregung hatten bald die Gäste an mehreren Tischen das zweifelhafte „Vergnügen“, der Schmonzette folgen zu müssen. Auch wir saßen und aßen mit hängenden Ohren.

Keine Zitate an dieser Stelle – erwähnt sei nur der immer wiederkehrende Stoßseufzer: „Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht, ob ich bei ihm hätte bleiben sollen.” Wir wissen es auch nicht und wollten eigentlich auch gar nichts von all dem wissen. Doch niemand traute sich, dieser Hörspiel-Version eines Kitschromans von Rosamunde Pilcher als Restaurant-Inszenierung ein Ende zu bereiten.

Schneller als geplant beendeten wir unseren Gourmet-Ausflug. Wie im schönsten Loriot-Sketch war uns heftig „ins Essen gequatscht” worden. Auf dem Weg zum Ausgang passierten wir noch einmal die Quelle der Wortkaskaden und schnappten gerade noch auf: „Ja, und dann kam Peter…“ Was ihm widerfuhr, werden wir zum Glück nie erfahren…