Schenefeld. Besitzerin Sylva Kuhrt investiert in eine neue Reithalle. Bessere Trainingsmöglichkeiten am Ortsrand von Schenefeld. Elf Turniere für das kommende Jahr geplant

Es ist seit jeher eine Anlaufstelle für internationale Topreiter aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Im Pferdesportzentrum Friedrichshulde trainieren regelmäßig Spitzensportler wie Mannschaftsweltmeisterin und „Rider of the Year“ Janne Friederike Meyer aus Waldenau, Derbysieger Nisse Lüneburg aus Hetlingen und die deutsche Meisterin Evi Bengtsson aus Oelixdorf (Kreis Steinburg). Da wird der Platz immer wieder knapp, vor allem im Winter, wenn sich alle Reiter auf überdachtem Geläuf auf Turniere vorbereiten. Um diese Engpässe zu entzerren, baut Friedrichshulde-Chefin Sylva Kuhrt eine neue Reithalle.

Die 38-Jährige investiert mehr als eine halbe Million Euro in das Projekt. „Wir sind in den vergangenen Jahren mit unserer Turnierserie gewachsen und benötigen eine zusätzliche Ausweichmöglichkeit“, sagt Sylva Kuhrt. Zudem sollen in Friedrichshulde auch die Trainingsbedingungen für Freizeitreiter verbessert werden.

Die neue Reithalle wird 20 mal 40 Meter groß und bietet damit 800 Quadratmeter Platz. Sie wird mit allen technischen Finessen ausgestattet und der Architektur der anderen Gebäude auf dem weitläufigen Gelände angepasst. Auch ein Zweckbau kann durchaus Stil haben. Dazu gehört die Auswahl der Materialien. „Ich habe mich gegen günstige Stahlträger entschieden, ich bevorzuge klassische Holzelemente als Dachträger“, sagt Kuhrt. Die sechs Dachträger aus Fichtenholz werden nach statischer Berechnung alle 6,80 Meter installiert, jeder einzelne Hallenbogen wiegt mehr als zwei Tonnen. Diese wuchtigen Holzträger werden in mehreren Arbeitsschritten in einer großen Tischlerei extra angefertigt.

Sehr gute Holzqualität ist Trumpf, kleine Augen oder Ästelungen sind unerwünscht. „Die fertigen Bögen werden mit einem speziellen Tieftransporter in der Nacht angeliefert, ansonsten sind die Baustellen auf dem Weg zum Reitsportzentrum nicht passierbar“, erklärt Bauunternehmer Heinz-Dieter Poort (66) aus Sittensen.

Seine Firma ist seit mehr als 175 Jahren im Baugeschäft für Privathäuser und Funktionshallen tätig. Er setzt auf das Material Holz. „Der gesamte Hamburger Hafen steht heute noch auf alten Holzpfählen. Gutes Holz ist sehr langlebig und unempfindlicher als Stahl“, sagt Poort.

Nun geht es endlich mit den Handwerkern und Baumaschinen los. Das Beleuchtungs- und das Beregnungssystem stehen im Vordergrund. Denn der mit Sand bedeckte Hallenboden soll keinesfalls stauben. Dies würde Pferd und Reiter empfindlich stören. „In die Reithalle kommen energiesparende LED-Lichter. Eventuell tauschen wir auch die gesamte Beleuchtung im Pferdesportzentrum aus“, sagt Sylva Kuhrt.

In drei Monaten sollen die neue Reithalle und eine weitere Stallgasse fertiggestellt sein. Doch zuvor gibt es von Donnerstag, 15. Dezember, bis Sonntag, 18. Dezember, ein Turnier in der alten, 23 mal 70 Meter großen Halle. Um hierfür einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, musste Sylva Kuhrt erst einmal personelle Konsequenzen ziehen. Sie entließ einen Mitarbeiter, der wegen seiner Unzuverlässigkeit bereits zwei Abmahnungen bekommen hatte. Daraufhin probte das Stallteam aus Solidarität den Aufstand. Doch Sylva Kuhrt setzte sich durch. „Ich muss mich auf meine Mitarbeiter hundertprozentig verlassen können“, sagt die Besitzerin. „Und zwar ohne sie ständig zu kontrollieren. Pferde halten sich nun mal nicht an Sprechstunden.“

Bei Turnieren werden mehr als 1000 Startplätze vergeben

Für das kommende Jahr sind elf Turniere für Berufsreiter und Amateure in Planung. 20 bis 24 unterschiedliche Prüfungen erstrecken sich über vier Tage. Die Profisportler starten in der Regel donnerstags und freitags, an Wochenenden kommen dann Amateure zum Zug. In der Regel werden mehr als 1000 Startplätze vergeben und im Durchschnitt sind 900 Vierbeiner mit fast 400 Reitern am Start. Eventuell kommt noch ein Turnier für ältere Pferde hinzu, Überlegungen und Gespräche laufen derzeit.

Als wenn das nicht genug wäre, übernimmt Sylva Kuhrt auch noch die Küchenleitung für die Turniertage. Sie bereitet jedesmal rund 50 Kilogramm Chili con Carne, jeweils 50 Liter Kartoffel- und Tomatensuppe, 100 Frikadellen und 80 Hackbällchen zu. Außerdem muss sie sich um ihren sieben Monate alten Sohn Emilian kümmern.

Dennoch nahm sie vor einigen Tagen nach einem Jahr Babypause wieder selbst mit ihrer sieben Jahre alten Holsteiner Stute Cute Carolina an einem Turnier auf ihrer Anlage teil. „Ich brauchte einige Zeit, um wieder ein Gefühl für Sprünge zu entwickeln. Ich habe ganz klein und bescheiden nur für mich angefangen“, erklärt Kuhrt. Mit Erfolg: Sie erreichte eine Platzierung. „Das hat mich ehrlich gesagt überrascht.“