Medellín.

Der Bürgermeister von Medellín versucht, das Drama in Worte zu fassen: „Etwas, das ein großes Fest werden sollte, ist in einer Tragödie geendet“, sagt Federico Gutiérrez. Ein Bild vor dem Abflug im bolivianischen Santa Cruz zeigt fröhliche Spieler und Betreuer des brasilianischen Fußball-Erstligisten AF Chapecoense – voller Erwartung auf das bisher größte Spiel gegen Atlético Nacional aus Medellín. Dann geht es in einem Charterflugzeug nach Kolumbien. Doch das Flugzeug kommt dort nicht an, das Finale 2016 der Copa Sudamericana wird nicht stattfinden. Atlético Nacional teilt mit: Chapecoense soll den Titel der Copa Sudamericana 2016 bekommen.

19 Spieler – fast die ganze Mannschaft aus Brasilien ist tot. Kurz vor 22 Uhr am Montagabend (Ortszeit) melden die Piloten technische Probleme, Sekunden später verschwindet das Flugzeug vom Typ Avro RJ85 vom Radar. Suchtrupps machen sich sofort auf den Weg und werden am Berg El Gordo („Der Dicke“) fündig, 38 Kilometer von Medellín entfernt. Das Flugzeug ist in drei Teile zerbrochen. Die Gegend ist sehr hügelig, Medellín liegt in einem Talkessel. Die Maschine könnte wegen Treibstoffmangels abgestürzt sein, so der Direktor der Luftfahrtbehörde.

Drama um den brasilianischen Torwart Danilo

Mindestens 71 Menschen sterben. Sechs Passagiere – drei Spieler, ein Journalist, eine Stewardess und ein Techniker – sollen überlebt haben. Auf Bildern ist zu sehen, wie Abwehrspieler Alan Ruschel auf einer Trage ins Krankenhaus San Juan de Dios in der Ortschaft La Ceja gebracht wird. Ein Drama entwickelt sich um Torwart Danilo, die Hölle für die Angehörigen: Mal soll er tot sein, dann wieder leben. Laut einer Liste der Luftfahrtbehörde wird er nach vielen Stunden für tot erklärt. Vor wenigen Tagen war Danilo noch der Held. In der 95. Minute wehrte er einen Schuss aus kurzer Distanz ab. Und rettete so seinem Club AF Chapecoense das 0:0 beim Lieblingsclub von Papst Franziskus, San Lorenzo aus Argentinien. Das reichte für den Einzug ins Finale gegen Atlético Nacional.

Besonders tragisch: Stunden nach dem Absturz tauchte in den sozialen Medien ein Video des ebenfalls bei dem Absturz gestorbenen Spielers Tiago da Rocha Vieira Alves, kurz Thiaguinho, auf. In dem Video ist zu sehen, wie seine Mannschaftskameraden dem 22-Jährigen mitteilen, dass er Vater wird. Es wurde in der vergangenen Woche aufgenommen. Ebenfalls unter den Opfern des Absturzes war auch der frühere brasilianische Nationalspieler Mário Sérgio Pontes da Paiva (66). Er reiste als Sportjournalist mit dem Team.

Es sei schwer, die Überlebenden aus dem Wrack zu bergen, da die Absturzstelle sehr stark bewaldet sei, sagt der Bürgermeister der Stadt La Unión, Hugo Botero López. Zudem war das Wetter schlecht, weshalb Hubschrauber nicht zum Einsatz kommen konnten. Rettungskräfte aus der Umgebung seien am Unglücksort im Einsatz. Am Dienstagabend teilte das kolumbianische Transportministerium mit, dass die beiden Blackboxes der Unglücksmaschine gefunden worden seien.

Ein Direktflug nach Medellín wurde von der brasilianischen Luftfahrtbehörde Anac untersagt, da diesen nur eine brasilianische oder kolumbianische Fluglinie hätte durchführen dürfen. Die Mannschaft von Chapecoense reiste deshalb mit einem Linienflug nach Santa Cruz in Bolivien, wo sie an Bord des Lamia-Charterflugzeugs stieg. Brasiliens Staatspräsident Michel Temer hat dreitägige Staatstrauer angeordnet.