Köln.

„Hallo Flaschenpostfinder! Mein Name ist Ingrid Müller und ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.“ So beginnt die Nachricht auf einem vergilbten Zettel, den Judith Klein vor einigen Wochen am Strand der niederländischen Insel Ameland fand. Die Bochumerin startete über Facebook eine Suche nach Ingrid Müller. Diese hatte ihre Flaschenpost im August 1976 bei einem Borkum-Urlaub in die Nordsee geworfen. Jetzt, 40 Jahre später, konnte Klein das verwitterte Stück Papier in Köln an die Absenderin zurückgeben.

„Das ist wirklich unglaublich“, sagte Ingrid Müller, die seit ihrer Heirat einen anderen Nachnamen trägt und diesen nicht in der Zeitung lesen möchte, bei der Übergabe am Freitag. „Ich hatte die Flaschenpost längst vergessen.“ Ihre Botschaft hatte die damals 15-jährige Kölnerin auf Deutsch und Englisch geschrieben – „in der Hoffnung, dass jemand sie findet und dann daraus eine Brieffreundschaft entsteht“. Aber niemand meldete sich.

Erst Anfang Oktober entdeckte Judith Klein bei einem Strandspaziergang das nasse, aber noch leserliche Blatt Papier, daneben lagen Scherben einer Flasche. Sie postete ein Handyfoto des Briefes bei Facebook. Der Eintrag wurde in kurzer Zeit rund 42.000 Mal geteilt. Das Ergebnis war zunächst ernüchternd, denn jemand wollte wissen, dass die Absenderin vor einigen Jahren gestorben sei. Unter der auf dem Zettel genannten Adresse in „5000 Köln 30“ wohnte niemand mehr namens Müller.

Doch unter den Lesern des Posts waren auch die frühere Nachbarin der Familie Müller, Britta Kasper, und eine Mitarbeiterin des Historischen Archivs der Stadt Köln. Beide begannen unabhängig voneinander zu recherchieren – mit Erfolg. Kasper wusste, dass das Haus verkauft worden war, und kam schließlich über die neuen Eigentümer an die Kontaktdaten von Ingrid Müller.

Britta Kasper rief dann als Erste direkt bei Ingrid Müller an und berichtete ihr von der Suchaktion. „Ich dachte zuerst an einen Werbeanruf, ich konnte das gar nicht glauben“, erzählt die 55-Jährige lachend.

Ihre alte Flaschenbotschaft will sie nun einrahmen und aufhängen. „Die bekommt zu Hause natürlich einen Ehrenplatz.“