Stillgestanden! Nach dem Eiskübel gibt es jetzt eine neue globale Internet-Manie: die „Mannequin Challenge“.

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, das Internet sei eine Erfindung des US-Militärs. Stimmt nicht. Das Internet ist eine Erfindung der Unterhaltungsbranche, um ihren Stars und Sternchen eine von der Häufigkeit und Güte ihrer kulturellen Produkte unabhängige Plattform zur Selbstdarstellung und zum Geldverdienen zu geben.

Aha, mag sich jetzt manch einer denken, hier spricht also der Kapitalismuskritiker. I wo! Hier spricht der Eiskübel-Enthusiast und derbste aller Internet-Challenger, wie wir nach jeder einzelnen Herausforderung lechzenden Twitter-, Facebook- und Insta­gram-Könige uns Smiley-zwinkernd selbst nennen.

Nachdem die Nummer mit den „Ice Buckets“ schon lange durch ist, gibt es nun endlich einen neuen digitalen Kettenbrief, der von Leuten mit zu viel Zeit für Leute mit zu viel Zeit verfasst wird. Ums Schreiben geht’s natürlich nicht, sondern ums Zeigen: In der „Mannequin Challenge“ posieren Normalos und Superstars wie Schaufensterpuppen. Keiner bewegt sich!

Wir sind große Fans jener total „Gefällt mir“-tauglichen Facebook-Unternehmungen und sehen in ihnen vor allem auch einen Aufschrei gegen die Unruhe unseres Zeitalters. Rauscht ja alles nur noch an einem vorbei. Und wer würde bestreiten, dass man angesichts von Schrecknissen wie Donald Trump, Bundesligaspieltagen in Norddeutschland und dem ersten Schnupfen der Saison mal nicht wie angewurzelt einfach nur noch stehen bleiben möchte?