Sieben Hospize gibt es zur Zeit in Hamburg, in denen Schwerkranke und Sterbende liebevolle Zuwendung und Geborgenheit erfahren.

Sieben Hospize gibt es zur Zeit in Hamburg, in denen Schwerkranke und Sterbende liebevolle Zuwendung und Geborgenheit erfahren. Für manche Kritiker sind sieben Hospize – plus ein Kinderhospiz – schon zu viel, aber da irren sie sich. Die 96 Hospizbetten sind für Deutschlands zweitgrößte Stadt und ihre Umgebung durchaus angemessen, denn immer weniger Angehörige können es schaffen, ihre Verwandten gut betreut zu Hause sterben zu lassen.

Im nächsten Jahr öffnet ein achtes Haus, das christliche Emmaus Hospiz mitten in Blankenese, neben dem Wochenmarkt direkt hinter der Kirche. Betagte Bürger und junge Schüler, Marktbeschicker und Kunden, Trauernde und Kirchenbesucher haben dafür gespendet, denn ohne den Einsatz der Bürger können solche Herbergen weder entstehen noch existieren. Ich freue mich über dieses Engagement, weil es unsere Gesellschaft menschlicher macht. Ich finde es klug, dass es in dem Stadtteil kaum Proteste gegen diese neue Nachbarschaft gab, denn wir leben nun einmal in ständiger Nähe zum Tod. Das wird uns am morgigen Totensonntag besonders bewusst, wenn in vielen Kirchen das Lied gesungen wird: „Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen.“

Als ich noch ein Junge war, starb meine Mutter plötzlich und unerwartet. Jeder, der in seinem Umfeld schon Menschen verloren hat, weiß, dass der Tod nicht nur gebrechliche Alte holt, er nimmt auch hoffnungsvolle Junge und kann überraschend ins Leben eingreifen, das zu verdrängen wäre unvernünftig und ungesund.

„Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen.“ Martin Luther, der den deutschen Text dieses Chorals schrieb, riet uns, diesen Satz auch einmal umzudrehen: „Mitten in dem Tode sind wir vom Leben umfangen.“

Sein hintersinniges Spiel mit den Worten dieses berühmten Kirchenliedes meint: Wer sich ans Sterben schickt, der nähert sich zugleich dem ewigen Leben. Deswegen nennen wir den Totensonntag auch Ewigkeitssonntag. Wir leben schon im Lichte dessen, was kommen wird. So sind wir zwar vom Tod umfangen, aber bereits geborgen in Gottes Liebe.

hwestphal@anderezeiten.de