Aktien und Fonds – Experten empfehlen, die Risiken zu verteilen. Tagesgeldkonto bleibt beliebt

Als die Verbraucherzentrale Hamburg eine Beratung zur Geldanlage ohne Voranmeldung anbot, war das Interesse riesig. „Es gibt eine große Unzufriedenheit bei diesem Thema“, sagt Kerstin Becker-Eiselen, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die niedrigen Zinsen sorgen für Verunsicherung und die Leute wissen nicht, wie sie ihr Geld anlegen sollen.“

Auf dem Tagesgeldkonto gibt es fast keine Zinsen. Dennoch parken die Deutschen dort hohe Geldbeträge. Seit der Finanzkrise 2008 ist es immer mehr geworden. Waren es 2009 im Schnitt 251 Milliarden Euro, sind es aktuell knapp 500 Milliarden Euro – so viel wie nie zuvor. Die Sparquote beträgt in Deutschland nach wie vor knapp zehn Prozent. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen werden zehn Euro zur Seite gelegt, und das trotz Zinssätzen, die erst zwei Stellen hinter dem Komma beginnen. Mittlerweile liegen auf jedem Tagesgeldkonto durchschnittlich knapp 19.000 Euro, wie eine Banken-Umfrage der FMH-Finanzberatung ergab. Mit diesem Geld kann man nur noch bescheidene Gewinne erzielen oder gar Geld verlieren.

Bei vielen Banken ist inzwischen Letzteres der Fall, denn die Zinsen liegen unter der Inflationsrate, die im Oktober 0,80 Prozent betrug. Ob Sparbuch, Tagesgeld oder andere Sparanlagen – viele Banken liegen mit ihren Konditionen unter der Inflationsrate.

Nach einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Bank erwarten 64 Prozent der Deutschen, dass ihr Erspartes künftig weniger wert sein wird. Fast ebenso viele gehen davon aus, dass das niedrige Zinsniveau noch bis zu drei Jahre anhält. Dennoch will fast die Hälfte der Bürger das Zinstief aussitzen. Knapp 40 Prozent bevorzugen Spareinlagen sowie Tages- und Festgelder.

„Auch in Zeiten niedriger Zinsen ist das Tagesgeldkonto eine wichtige Basis der Geldanlage“, sagt Becker-Eiselen. „Zwei bis drei Nettogehälter können dort geparkt werden, um eine Rücklage zu haben.“ Aber man sollte eben darauf achten, dass das Geld nicht noch von der Inflationsrate geschmälert wird. Zumindest Neukunden können die Geldentwertung noch schlagen. So gibt es bei der VW Bank bis zu einer Einlagensumme von 20.000 Euro 1,10 Prozent Zinsen, allerdings nur für vier Monate. Danach sinkt der Zins auf 0,30 Prozent. Die ING DiBa zahlt Neukunden ein Prozent ebenfalls für vier Monate und danach noch 0,35 Prozent. Wenn es aber darum geht, sein Geld langfristig zu vermehren, erfüllen Zinsanlagen nicht ihren Zweck. „Die Hamburger waren es Jahre gewohnt, ihr Geld mit festverzinslichen Zinspapieren wie Bundesanleihen oder Pfandbriefen zu vermehren“, sagt Bernd Schimmer, Chefanlagestratege der Hamburger Sparkasse (Haspa). Das sei jetzt nicht möglich. Aber die Umstellung falle schwer. Das zeigt auch das Haspa-Trendbarometer. So sparen zwar 89 Prozent der Bewohner der Metropolregion, aber nur 24 Prozent davon mit Aktien oder Aktienfonds. „Doch ohne Aktienanlage lässt sich keine vernünftige Rendite mehr erzielen“, sagt Schimmer.

„Aktien bieten Chancen und Risiken“, sagt Sönke Karwei, Leiter des Privatkundengeschäfts der HypoVereinsbank Nord/West. „Um das Depot stabiler zu halten, empfiehlt es sich, die Risiken zu verteilen.“ Je länger die Anlagedauer, umso geringer fallen kurzfristige Schwankungen ins Gewicht. Indes können auch bei längerfristiger Anlage negative Renditen über die gesamte Laufzeit nicht ausgeschlossen werden. „In solche Anlagen kann nur Geld investiert werden, das zeitlich nicht benötigt wird“, warnt Becker-Eiselen.

„Das größte Risiko ist, gar nichts zu tun“, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Denn nach der Umfrage der Deutschen Bank trauen sich mehr als die Hälfte der Befragten nicht, Sparanlagen in Wertpapiere umzuschichten, weil sie zu wenig davon verstehen (56 Prozent) oder weil sie Aktien, Fonds oder Zertifikate für zu kompliziert halten (55 Prozent).

Empfehlenswert sind Fonds, die weltweit investieren

Ein Aktienfonds vereint Aktien einer Branche oder einer Region. Das sorgt für eine Risikostreuung. „Die Fonds sind damit sicherer als einzelne Aktien“, sagt Becker-Eiselen. Empfehlenswert sind breit anlegende Aktienfonds, die in europäische Aktien oder weltweit investieren. Es gibt Fonds, die von Managern betreut werden und solche, die einen Börsenindex wie den Deutschen Aktienindex (Dax) oder den weltweiten Index MSCI World abbilden. Sie sind kostengünstiger als die von Managern betreuten Fonds, wo ein Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent anfällt. Becker-Eiselen rät zu Indexfonds. „Sie sind transparent, kostengünstig und eine gute Möglichkeit für den Einstieg.“ Bei den Banken muss man allerdings meist gezielt nach diesen Produkten fragen.