Hamburg. Großeinsatz im Rahmen einer bundesweiten Aktion. Innenminister de Maizière verbietet „Lies!“-Netzwerk

André Zand-Vakili

Razzia gegen mutmaßliche Unterstützer der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) in Hamburg: Die Polizei hat gestern am frühen Morgen die Taqwa-Moschee im Bezirk Harburg durchsucht. Die Beamten stellten zehn Kartons mit Dokumenten und einen Computer sicher. Innensenator Andy Grote (SPD) sprach von einem „wirkungsvollen Schlag gegen die dschihadistische Szene“.

Etwa 50 Beamte rückten gegen 6.30 Uhr bei der Moschee an der Anzengruberstraße im Stadtteil Wilstorf an, die als Nachfolgerin der berüchtigten Al-Kuds-Moschee vom Steindamm mit radikalislamischen Strömungen gilt. Ferner wurden auch zwei Wohnungen in den Stadtteilen Eidelstedt und Dulsberg sowie Nebengebäude der Taqwa-Moschee durchsucht.

Die Razzia war Teil einer bundesweiten Aktion unter Federführung des Bundesinnenministeriums. Insgesamt wurden gleichzeitig rund 200 Objekte in zehn Bundesländern durchsucht. Dabei ging es um die „Lies!“-Kampagne, die kostenlose Korane in Innenstädten verteilt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) teilte mit, dass er die dahinterstehende Vereinigung „Die wahre Religion“ verboten habe. Von Festnahmen bei den Razzien wurde nichts bekannt.

Die Organisation bringe dschihadistische Islamisten zusammen unter dem Vorwand, für den Islam zu werben – verbreite aber in Wahrheit Hassbotschaften und radikalisiere damit Jugendliche, sagte der Innenminister. Zuletzt gehörten der Vereinigung einige Hundert Mitglieder an. Der Kopf der Organisation, Ibrahim Abou-Nagie, hielt sich zuletzt in Malaysia auf. Bis zum Frühsommer hatte „Lies!“ in Hamburg zeitweise wöchentlich Koranstände in der Innenstadt aufgebaut. Mehrere der 72 Menschen, die aus der Hansestadt in den Kampf für die IS-Terrormiliz und andere Gruppen gezogen sind, waren zuvor über solche Stände in die Szene gelangt.

Bereit seit Mai hatte die Innenbehörde aber mehr als 30 einzelne Koranstände verbieten können. Der Hamburger Verfassungsschutz steuerte Erkenntnisse bei, die nun zum bun­-desweiten Verbot führten. Auch die Opposition lobte den Schritt.

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