Berlin.

Die Vorstellung vom Glück kommt üblicherweise im Doppelpack daher. Liebesfilme funktionieren so und Serien wie „Sex and the City“. Auch die wunderbare „Bridget Jones“ will nur eines: einen Partner, der zu ihr passt. Und im echten Leben? Haben Singles ein denkbar schlechtes Image: Sie sind einsam, essen nur Fastfood und wissen nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Vorurteile, die Singles zur Weißglut bringen. Endlich aber hat die Forschung auf die Menschen gehört, die gut gelaunt ihr Leben im Griff haben: Singles sind glücklich, ihre Lebensform ist auf dem Vormarsch.

So hat die US-Psychologin Bella DePaulo von der American Psychological Association herausgefunden, dass viele Singles mit ihrem Leben als Alleinstehende glücklich sind. In ihrem bislang nur auf Englisch erschienenen Buch „Singled Out“ untersucht sie, wie Singles „stereotypisiert, stigmatisiert und ignoriert werden“. Und sie zitiert das zentrale Ergebnis ihrer Langzeitstudie: Alleinstehende haben meist anspruchsvolle Jobs, mit denen sie deutlich zufriedener sind als Paare. Ob der Job möglicherweise Ersatz für die nicht vorhandene Beziehung ist, wurde nicht untersucht.

Die Wissenschaftlerin aber hält fest: Ungebundene entwickelten sich in ihrer Persönlichkeit schneller weiter, pflegen den Kontakt zu ihren Eltern, Geschwistern und Freunden, anstatt sich auf eine „einsame Insel“ zurückzuziehen, wie es ihrer Meinung nach eher Verheiratete mit Kindern tun.

Sprich: Wer Single ist, kümmert sich mehr um sein soziales Netz und sitzt nicht mit dem Partner vor dem Fernseher. Ein Singleleben ist entgegen bisheriger Annahme besser für die Fitness als gedacht, so das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Wer allein lebt, achtet mehr auf seine Körpersignale, treibt mehr Sport, muss seine Ernährung niemandem anpassen und kommt so weniger in die Versuchung, ungesund zu essen. Das Frustessen aus Einsamkeit spielte in den Studien wohl keine Rolle. Aber vielleicht ist es ja auch nur ein Klischee.

Singles jedenfalls müssen nach diesen neuen Erkenntnissen keinen Makel mehr befürchten. Im Gegenteil: Sie gelten als Lebensform der Zukunft. Eine französische Studie der Ernährungsexpertin Maia Baudelaire lobt die schlanken Solos und spricht bei Paaren von „Beziehungskilos“. 40 Prozent der befragten Männer und Frauen hätten laut ihrer Studie innerhalb einer Partnerschaft zugenommen. Ist eine feste Beziehung schlecht für die Gesundheit? Dagegen sprechen allerdings mehrere wissenschaftliche Studien, die zwar Gewichtszunahme konstatieren, aber auch zu dem Ergebnis kommen, dass länger lebt, wer mit einem Partner zusammenlebt.

Die Zahl der Singles, so ist sich die Leiterin des Pariser Trendforschungsinstituts Cosight, Christine de Panafieu sicher, wird sogar noch steigen. Ihrer Meinung nach wird es zum Lebensmodell der Allgemeinheit werden. „In Europa werden Singles in 25 Jahren die Mehrheit bilden, in jeder Altersgruppe“, sagt die Soziologieprofessorin.

Die Lebensformenwerden immer vielfältiger

Jede zweite Mutter sei dann alleinerziehend oder lebt trotz eines neuen Partners alleine. „Die meisten vereinsamen nicht, sondern sind aktiv und vernetzt mit Freunden. Die Lebensformen werden immer vielfältiger“, sagt de Panafieu. Vor ihrem geistigen Auge sieht sie Single-Apartments statt Doppelhaushälften. Heute leben bereits 16,4 Millionen Menschen, sprich jeder fünfte Deutsche, in Singlehaushalten. Viele glücklich. Glücklicher als Paare? Elena-Katharina Sohn, Leiterin der Liebeskummeragentur „Die Liebeskümmerer“ in Berlin: „Man weiß, dass unsere Großeltern in ihren jahrzehntelangen Ehen unterm Strich dieselbe Summe an Glücksmomenten hatten wie wir in unseren wechselnden Beziehungen mit Singlephasen.“