Hobart.

Jahrelang haben die Länder miteinander gerungen, doch nun ist der historische Deal perfekt: In der Antarktis entsteht die größte Meeresschutzzone der Welt. Darauf einigten sich 24 Länder und die Europäische Union beim Treffen der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) in Hobart auf der australischen Insel Tasmanien. Umweltschützer sprechen von einer bahnbrechenden Entscheidung zugunsten der Tierwelt.

Die Vereinbarung tritt im Dezember 2017 in Kraft. Das Schutzgebiet im Südpolarmeer umfasst dann eine Fläche von 1,55 Millionen Quadratmetern – etwa so groß wie Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen. Es soll vorerst für 35 Jahre bestehen bleiben. Nach fünf Jahren erfolgloser Verhandlungen, während derer sich China, Russland und die Ukraine, die in der Region fischen, immer wieder quergestellt hatten, ist die Entscheidung vom Freitag ein großer Erfolg für die Kommission.

Menschen kommen seltenin diese unwirtliche Region

Das Schutzgebiet liegt im Rossmeer vor der südlichen Küste der Antarktis. Weil das Gebiet so abgelegen und unwirtlich ist, dass kaum Schiffe dorthinfahren, ist das Ökosystem nach Angaben von Wissenschaftlern noch weitgehend intakt. Im größten Teil der Meeresschutzzone – auf einer Fläche von 1,12 Millionen Quadratkilometern – wird Fischerei vollkommen verboten sein. Mehr als 10.000 Tierarten, darunter Pinguine, Wale, Seevögel, Tintenfische, Knochenfische, Robben und antarktischer Krill – Kleinkrebse, die die Lebensgrundlage für die meisten anderen Tiere sind – werden von der Entscheidung profitieren. Durch die Erwärmung der Meere dürften viele Arten zum Überleben in die kälteren Gefilde rund um die Antarktis wandern.

„Hier ist heute Geschichte geschrieben worden“, sagte Mike Walker, Sprecher der Verbundes der Forschungsstationen, die in der Antarktis die Folgen des Klimawandels untersuchen. „Hier wird das gesündeste Ozeangebiet der Welt geschützt.“

Der Kontinent selbst war bereits geschütztes Gebiet, nicht aber große Teile der Meere rundum. Mit der neuen Schutzzone werde versucht, ein „Gleichgewicht zwischen Meeresschutz, nachhaltiger Fischerei und wissenschaftlichen Interessen“ zu schaffen, sagte Neuseelands Außenminister Murray McCully. So werde Russland in Regionen, wo weniger Jungfische ins Netz gehen, weiterhin Riesen-Antarktisdorsche fischen dürfen.

Laut World Wildlife Fund (WWF) sind 596 der 674 Gletscher an der Westküste der antarktischen Halbinsel seit Beginn der Aufzeichnungen in den 40er-Jahren zurückgegangen, das Larsen-Schelfeis droht auseinanderzubrechen. Bis 2060 könne ein Drittel der Adeliepinguin-Kolonien verloren gehen, weil der Klimawandel Krill und Fische bedrohe. WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter kritisierte zwar die Befristung auf 35 Jahre. „Befristete Regelungen sind Werkzeug des Fischereimanagements, nicht des Meeresschutzes.“ Jedoch habe der Beschluss „eine jahrelange Blockade gelöst“.

Die Antarktis ist der höchst gelegene, trockenste, kälteste und windigste Kontinent der Erde. In der bis zu 4500 Meter dicken Eisdecke sind rund 90 Prozent des Eises und 70 Prozent der weltweiten Süßwasserreserven gebunden. Derzeit gilt die Antarktis als sogenanntes Niemandsland. Daran wird sich dank des Abkommens erst mal nichts ändern: Bis mindestens 2041 – dann läuft der Antarktisvertrag aus – kann kein Land Anspruch auf den Kontinent aus Eis geltend machen.