Rom.

Zwei Monate nach dem verheerenden Beben in Mittelitalien ist die Region am Mittwochabend erneut von schweren Erdbeben erschüttert worden. Der schwerste Erdstoß, der auch in der Hauptstadt Rom zu spüren war, ereignete sich um 21.18 Uhr nahe der Ortschaft Visso, 70 Kilometer östlich von Perugia. Seine Stärke lag US-Geologen zufolge bei 6,1. Beim ersten heftigen Stoß zwei Stunden zuvor war ein Wert von 5,5 erreicht worden.

Das Zentrum des Bebens lag laut der Nachrichtenagentur Ansa in der Region, die bereits Ende August heimgesucht worden war. Ob auch diesmal Todesopfer zu beklagen sind, war bei Redaktionsschluss noch unklar. Bei dem Beben im August mit einer Stärke von 6,2 waren insgesamt 298 Menschen gestorben.

Behördenvertreter sprachen am Mittwochabend von zwei Verletzten in der Gegend um Visso. Der Bürgermeister von Castelsantangelo – das Dorf mit etwa 300 Einwohnern liegt am nächsten zum Zentrum des Bebens – berichtete von beträchtlichen Schäden. Der Ort habe keinen Strom, liege im Dunkeln, es regne. „Das historische Zentrum ist in eine Staubwolke gehüllt“, sagte Mauro Falcucci. Viele Häuser seien aber seit dem Beben im August nicht bewohnbar gewesen, was ihm Hoffnung gebe, dass keine Opfer zu beklagen seien.

Im Ort Ussita sprach der Bürgermeister von „apokalyptischen“ Szenen. Eine Frau aus Visso berichtete: „Die Wände sind über mir zusammengestürzt. Ich bin geflüchtet, und alles war staubig. Die Leute haben geschrien.“

Selbst im mehr als 120 Kilometer entfernten Rom wackelten am Abend Wände und Tische, Menschen liefen erschrocken auf die Straße, es bildeten sich Risse in Gebäuden. Sogar das Außenministerium wurde evakuiert. Medienberichten zufolge war das Beben auch in Florenz und Neapel zu spüren.

Die italienische Regierung hatte die Schäden des August-Bebens zuletzt auf rund vier Milliarden Euro geschätzt. Das Land wird häufig von Erdstößen heimgesucht, die immer wieder verheerende Folgen haben.