Darmstadt.

Nach einer Nacht zwischen Hoffen und Bangen ist Europas Raumfahrtchef Jan Wörner der Missmut anzuhören. „Crash? Ich verstehe Ihre Frage nicht“, reagiert der sonst so besonnene Deutsche auf das Interesse von Journalisten am Schicksal der Marssonde „Schiaparelli“. 50 Sekunden vor der Landung des Moduls auf dem Roten Planeten war der Kontakt abgerissen. Die Sorge ist groß, dass „Schiaparelli“ als 600 Kilogramm schwerer Weltraumschrott zertrümmert im roten Sand liegt.

Vorher sendete die Sonde aber Daten zur Erde. Also „Operation geglückt, Patient tot“? So fatalistisch möchte Wörner das europäisch-russische Prestigeprojekt ExoMars nicht werten. „Wir haben die Daten, wir haben Testergebnisse – ich bin sehr froh“, sagt der Chef von Europas Raumfahrtagentur Esa. Bei der Esa und ihrem russischen Partner Roskosmos geht es nun darum, das Rätsel über den genauen Ablauf des Landeanflugs aufzulösen. „Es könnte sein, dass der Lander auf dem Boden liegt und sein Bordfunk entweder kaputt ist – dann können wir nichts machen – oder es ist einfach nur die Software abgestürzt, dann können wir einen Reset machen“, sagt Flugleiter Michel Denis.

Die ehrgeizige 1,3 Milliarden Euro teure Expedition ExoMars gilt auch als eine Art kosmisches Reifezeugnis für die Esa. Mindestens teilweise hat sie bestanden. Der Satellit „Trace Gas Orbiter“ (TGO), der zeitgleich mit „Schiaparelli“ vor sieben Monaten startete, zieht wie geplant seine Bahnen um den Roten Planeten und soll nach Hinweisen auf Leben suchen. „Sie können zwar sagen: Es gab keine weiche Landung und bisher keinen Kontakt. Aber wir haben einen funktionierenden TGO, mit dem wir forschen können“, sagt Wörner. „Wir haben die richtige Grundlage, um den Mars zu erforschen.“ Dennoch klingt ein wenig Enttäuschung mit, dass „Schiaparellis“ Landung weiter Rätsel aufgibt.