Wir haben Nachwuchs auf vier Pfoten. Und die Tochter fragt: Kann man Hunde eigentlich vegetarisch ernähren?

Kürzlich lag der Dreijährige gemütlich ausgestreckt mit einer Flasche warmer Milch im Hundebett und sagte: „Ich möchte wieder Baby sein!“ Ich: „Warum denn? Babys können keine Bratwurst essen.“ Dreijähriger: „Aber dann könnte ich wieder dein Handy ins Klo werfen.“ Es ist uns allen in guter Erinnerung, wie er, gerade einjährig, mein iPhone in der Toilette versenkte und so mehrere Kurzschlüsse in dem Ding auslöste. Damals lernte ich, dass es Handy-Doktoren gibt und dass Technik-Nerds von Zeit zu Zeit ganz brauchbar sind. Wenn man einige Jahre mit dem Dreijährigen hinter sich hat, ist man gewappnet gegen jede Form absurden Unsinns. Dachte ich.

Seit Kurzem haben wir ein neues Familienmitglied. Es knabbert an den alten seidenen Orientteppichen – sämtlich Erbstücke –, es zieht an Kabeln und stöpselt Lampen aus, es rollt Toilettenpapier ab und kämpft dann damit, als sei es eine gefährliche Schlange, es zieht Bücher aus den Regalen, nagt an Stuhlbeinen, und manchmal hinterlässt es einen kleinen See.

Was braucht der Hund denn alles?, hatte ich die Vermittlerin der Tierschutzorganisation vor dem Einzug unseres Welpen gefragt. Sie hat gelacht. „Brauchen? Im Prinzip gar nichts. Der kommt aus dem Tierheim, der ist nicht an Luxus gewöhnt.“ Das erregte natürlich sofort mein Mitleid. Unser Hündchen sollte es so richtig schön haben, mit weichen Körbchen und handgenähten Leinen aus England.

Erstmals in meinem Leben betrat ich die einschlägigen Hundegeschäfte. Man muss wirklich ein sehr großer und sehr überzeugter Hundefreund sein, um dort nicht sofort rückwärts die Flucht ins wohlriechende Draußen anzutreten. Es gab gefriergetrocknete Luftröhre vom Strauß, Rinderlefze, Euterwürfel, Pferdeaorta, Rinderohren mit Fell und Muschel, Rindernasenknorpel, um nur einige der ekligsten Dinge zu nennen, die man halb angekaut auf seinem Teppich liegen haben kann. Das war Dschungelcamp für Hunde.

Aber das waren nur die Knabbereien. Was sollte der Hund essen? Im Internet lernte ich, dass es fast an Tierquälerei grenzt, wenn man nicht barft. Das ist eine Ernährung mit rohem Fleisch, die sich an den Fressgewohnheiten der Wölfe orientiert. Wolf? Ich betrachtete unseren karamellbonbonfarbenen Pudel-Terrier-Wuschel, der eher wie ein Steifftier denn wie ein Wolf aussieht. Und beschloss, da aufzuhören, wo der Aufwand für eine Hundemahlzeit den für eine Kindermahlzeit weit übersteigen würde. Aus Zeit- und Ekligkeitsgründen überlasse ich das Barfen vorerst den echten Hundefreunden, die sich schon zehn Jahre lang an Rinder­nasenknorpel gewöhnen konnten.

Ich kaufte also ein tolles Premiumfutter, musste aber im nächsten Hundegeschäft erfahren, dass es sich um die tschechische Billigvariante des kanadischen Originals handelte, oder, wie die Verkäuferin verschwörerisch sagte: „Frei laufend ist bei denen nichts, bio auch nicht.“ Oha. Die Sechsjährige fragte unterdessen, ob man Hunde nicht auch vegetarisch ernähren könne.

Während ich dies schreibe, liegt der netteste Hund der Welt auf meinen Füßen. Er schläft. Morgens weckt er die Sechsjährige mit einem Überschwang, als hätte er sie seit Jahren vermisst. Nachmittags liegt er mit dem Dreijährigen im Hundebett, wo sie gemeinsam „Urmel“ hören. Spaziergänge machen plötzlich viel mehr Spaß mit Hundebaby. Nur mein Handy, das verstecke ich.