Erlebnisgastronomie in Hamburg entführt an bislang unbekannte Orte oder bietet sinnliche Überraschungen

Haben Sie schon einmal in einem Restaurant gegessen, ohne zu wissen, was Ihnen serviert wird? Oder gespeist, ohne sich dabei mit Ihrem Gegenüber unterhalten zu dürfen? Hervorragend speisen kann man in Hamburg an vielen Orten – diese besondere Situation wird aber auch an der Elbe nur an besonderen Orten gewährt. Die Sinne werden dabei geschärft; das Essen zu einem Erlebnis im doppelten Sinne. Ausprobieren sollte man es schon, um ein besseres Verständnis für Gehörlose und Sehbehinderte zu entwickeln. Im Angebot stehen aber auch Expertenführungen durchs Lieblingsviertel verbunden mit kulinarischen Erlebnissen. Oder Achterbahnerlebnisse...

Essen und Trinken geschieht in Dunkelheit langsamer

Ein „Blind-Date“ im wahrsten Sinne des Wortes kann man in der unsicht-Bar (Kleiner Schäferkamp 36) erleben. Das Restaurant bietet sechs verschiedene Überraschungsmenüs an, unterteilt in Geschmacksfelder. Was man genau isst und welche Gewürze verwendet werden, erfährt man erst nach dem Speisen. „Essen und Trinken geschieht bei völliger Dunkelheit langsamer als üblich“, sagt Betriebsleiterin Solveig Rinka.

Möglich ist aber auch, im (beleuchteten) Foyer ein Menü vorab auszuwählen und sich anschließend von einem sehbehinderten Kellner an einen Tisch bringen zu lassen. Handys und Uhren mit leuchtenden Displays sind vorher abzulegen, damit auch wirklich kein Licht zu sehen ist. Übliche Verhaltensweisen greifen hier nicht mehr: Winken kann man dem Kellner nicht! Doch keine Angst, nicht alles ist in völliger Dunkelheit: Außer dem Foyer sind auch die Toiletten beleuchtet. Und in der Küche wird auch mit Licht gekocht. Reservierungen sind unbedingt nötig.

Wer das Gegenteil ausprobieren möchte – gehörlos genießen und sich gehörlos verständigen – hat dazu jeden ersten Sonnabend im Monat von 10 bis 13 Uhr beim „Brunch im Stillen“ (Alter Wandrahm 4) die Gelegenheit. Die Macher vom „Dialog im Dunkeln“ haben mit dem „Dialog im Stillen“ eine Ausstellung für Hörende entwickelt, in der diese eine Weile mittels großer Kopfhörer Erfahrungen als Gehörlose machen können. „Mit den Händen sprechen und mit den Augen hören“ ist die Devise. Eine kurze Einführung in die Gebärdensprache hilft bei der nonverbalen Kommunikation – denn kommuniziert wird schließlich bei jedem Essen. Bei diesem sehr besonderen Brunch gewinnen die Gäste einen Einblick in die faszinierende Gebärdensprache und finden schnell neue Möglichkeiten der Verständigung.

Auch spannend: Ein Dinner im Achterbahnrestaurant „Rollercoaster“ (Harburger Schloßstraße 22). Auf einem Schienensystem sausen hier viele Töpfe umher. Jeder Tisch für maximal 13 Personen hat seine eigene „Achterbahn“, auf der die Überraschungsmenüs – deutsche Küche modern interpretiert – transportiert werden. Mehr als 400 Meter Metallschienen sind es insgesamt, die im Lokal verlegt sind.

Auch hier wird nicht wie üblich beim Kellner bestellt, denn es gibt zumindest bei der Menübestellung keinen: Ein Monitor auf dem Tisch wird mit einer Karte aktiviert und nimmt die Bestellung auf. Die Gerichte werden im Topf transportiert und fahren zuerst in einen Minifahrstuhl fünf Meter nach oben, um dann selbstständig mit Hilfe ihrer Schwerkraft an den jeweiligen Tisch zu sausen, wo man sich selbst das Essen auftut. Als Empfangsgetränk gibt es einen „Violet Spring“, der – wie auch heiße Getränke – sicherheitshalber dann doch von einer Kellnerin serviert wird.

Lust, mal’ neben einem Mörder zu speisen und hautnah bei der Aufklärung mitzuwirken? Das lässt sich bei einem „Murder Mystery Dinner“ erleben. Zwischen den Gästen sind Theaterschauspieler platziert, die während des themenbezogenen Vier-Gänge-Menüs das Stück aufführen und die Gäste in die Aufklärung einbinden. Zu dem noch bis Dezember jeden Sonnabend laufenden Stück „Ein fangfrisches Verbrechen“ wird an festlich gedeckten Gala-Tischen feine norddeutsche Küche serviert, wie zum Beispiel „Mille-feuille von Matjes und Labskaus“ oder „Weißes Selleriecremesüppchen mit Speicherstadt-Kaffeeöl.“ Die Gäste dürfen bei der Suche nach dem Mörder mitfiebern und ihre Schlussfolgerungen und Lösungen aufschreiben. Die kuriosesten und witzigsten Lösungen werden vorgelesen .

Kleines privates Dinner mit Blick über die Elbe

Vier-Sterne-Küche ganz privat lässt sich im „Pegelhäuschen“ des Zollenspieker Fährhauses genießen. Das charmante, kleine ehemalige Pegelhäuschen oberhalb der Elbe erlaubt zwei oder vier Gästen, sich bei einem „Private Dinner“ in absolut ungestörter Atmosphäre dem fantastischen Menü zu widmen und in Ruhe Dinge zu besprechen, die neugierige Ohren am Nachbartisch vielleicht nichts angehen. Der weite Blick über die Elbe ist zauberhaft, das Vier-Gänge-Menue beinhaltet Aperitif, Wein und Kaffee. Feinschmecker kommen bei den fein abgestimmten Menüs, bei denen zum Beispiel Kabeljaufilet auf sautiertem Senfkohl mit Thymiankartoffeln und Rieslingvelouté oder Fasanen-Consommé mit Wurzelgemüse und frischen Majoran serviert werden, mit Sicherheit auf ihre Kosten.

Eine Stadtführung mit kurzen kulinarischen Verköstigungen in Lokalen oder Bars auf dem Weg ist das Erfolgsrezept von „Eat-the-World“. Die bei Hamburgern und Touristen gleichermaßen beliebten Touren führen ungefähr drei Stunden lang durch verschiedene Viertel und dort zu außergewöhnlichen Gaumenkitzeln und kleinen Leckereien. Streifzüge dieser Art werden durch Eimsbüttel, Altona, die Neustadt, St. Pauli oder auch durch das Grindelviertel, Eppendorf, Ottensen, die Schanze und St.Georg angeboten: jeweils sieben Kostproben werden gewährt. Erfahrene Guides lotsen die Besucher zu den originellsten und interessantesten Anbietern im jeweiligen Viertel. Eine tolle Chance, eine Stadt oder seine Gegend mal von einer ganz neuen Seite kennenzulernen. Eat-the-World-Führungen gibt es mittlerweile in 27 Städten Deutschlands. Aufgrund der großen Nachfrage bitte frühzeitig buchen.

unsicht-Bar, Tel.: 41 46 93 30,
reservierung@unsicht-bar-hamburg.deBrunch im Stillen,
www.dialog-im-stillen.de/de/brunch-im-stillen

Rollercoasterrestaurant, Tel.: 89 72 13 10 www.rollercoaster-hamburg.de

Murder Mystery Dinner
Reservierung unter Tel.: 20 00 64 105,
www.murder-mystery-dinner.deZollenspieker Fährhaus
Buchung unter Tel.: 79 31 330,
www.zollenspieker-faehrhaus.de

Eat-the-World, Tel.: 030-20 62 29 990, www.eat-the world.com/Stadtfuehrung