Wenn Charly Borra fragt: „Wie spät haben Sie es, mein Herr?“, ist dessen Uhr meist schon weg – in Borras Tasche. Aber der „König der Taschendiebe“, der im Hansa-Theater auf der Bühne steht, ist ehrlich und zelebriert Klauen als Kunstform. Die ersten „Griffe“ lernte der Wiener vom Vater, der in derselben Profession auftrat. „Eigentlich sollte ich Veterinär werden“, sagt er, „aber ich kann besser auf einer Bühne dienen als den Kühen.“ Mit Anfang 20 erhielt er vom Vater 1000 Schilling und ein gebrauchtes Auto, um auf eigenen Beinen zu stehen. Genutzt hat er vor allem die Hände – und seine Menschenkenntnis.

Inzwischen „um die 70“, hat Borra sein Können nicht nur auf Bühnen, sondern auch an Europas Königshöfen demonstriert: Zur Unterhaltung hat er den spanischen, den dänischen und den schwedischen König beklaut. Auch die Polizei lernt von ihm: Seit Jahren hält er in Deutschland Vorträge, um Polizisten in puncto Diebeskniffe zu schulen. Im Bergischen Kreis wurde er dafür sogar zum Ehrenkommissar ernannt.

S. 20 Auf glühenden Sohlen ins Hansa-Theater