Das Londoner Dream-Pop-Trio Daughter kommt am 11. Oktober in das Docks

Haaaa! Hochgeschreckt! Nein, wir schlafen nicht ein, als Daughter im Februar im ausverkauften Gruenspan spielt. Schließlich ist der Dream-Pop des Londoner Trios alles andere als langweilig. Aber er regt an, seinen Gedanken nachzuhängen, sich von der Musik davontragen zu lassen in die Tiefe des Herzens und dabei alles um sich herum zu vergessen. Das schal werdene Bier in der Hand, das Gedrängel der bei jedem Konzert auftauchenden Bewegungslegastheniker, die Hitze im vollen Saal, das alles scheint in einer anderen Welt stattzufinden. Aber welche Welt ist die reale? Das mag abgehoben klingen, aber Daughter ist schließlich nicht Metallica.

Auffälliger Mittelpunkt des Trios ist, und das hat nichts mit Geschlechterrollen zu tun, Sängerin und Texterin Elena Tonra, die ihren Liebsten, den aus der Schweiz stammenden Igor Haefeli, 2010 auch zum musikalischen Partner macht. Schlagzeuger Remi Aguilella aus Frankreich komplettiert das Dreigestirn. Und diese drei verstehen sich von Anfang an derart blind, dass das erste Album „If You Leave“ (2013) ohne großartiges Üben sozusagen direkt vom Papier auf Platte gebannt wird. Wobei auch bei aller Nähe vieles im Dunklen bleibt, was Elena Tonra zu Papier bringt. Die abgründigen, existenzialistischen Texte über Beziehungsdramen, Einsamkeit, Fluchtgedanken und Ängste erklärt sie nicht einmal ihrem Freund. Haefeli kann nur hoffen, dass es nicht um ihn geht.

Manche Kritiker monieren sogar die zu verkopften Texte, die im Kontrast zu den minimalistischen, aber hypnotischen Arrangements auf maximal dramatische Wirkung ausgelegt sind. Tatsächlich ist der Sound, den Produzent Rodaidh McDonald (Adele, The XX, Vampire Weekend) mitkreiert, eher Untermalung im Vergleich mit anderen Popbands. Aber das Ambiente aus Wort und Ton stimmt, auch beim Nachfolger „Not To Dis­appear“, der im Januar erschien. Im Studio in Brooklyn spielte Daughter erneut spontan drauflos und hat den Stil dennoch perfektioniert. Diese Band wird so schnell nicht verschwinden.

Daughter, Dan Croll Di 11.10., 20.00, Docks
(U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Karten zu 29,50 im Vorverkauf; www.ohdaughter.com