Fast zwei Stunden nahm sich Albert Wiederspiel Zeit, um im Rahmen einer Pressekonferenz das Programm des 24. Filmfests Hamburg vorzustellen. Ein Hinweis darauf, wie vielfältig das ist, was da ab dem 29. September auf das Publikum zukommt: 165 Filme aus 53 Ländern, darunter 26 Weltpremieren. Und das ist natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was Wiederspiel und sein Team in den vergangenen Monaten gesichtet haben, etwa bei den Festivals in Cannes, Venedig, Toronto, Locarno und San Sebastian. Eine Art Best of dieser Programme ist in Hamburg zu sehen, häufig Filme, die es sonst nie auf eine Hamburger Leinwand schaffen würden, weil sie keinen deutschen Verleih gefunden haben, die aber unbedingt ein breites Publikum verdienen.

Der Eröffnungsfilm „Amerikanisches Idyll“ bildet da insofern eine Ausnahme, als er bereits am 17. November offiziell in die Kinos kommt. Die sehr gelungene Verfilmung eines Romans von Philip Roth punktet unter anderem mit zwei Stars, die nach Hamburg kommen: Ewan McGregor, der auch Regie führte, und Jeniffer Connelly. Erzählt wird eine Geschichte aus den USA der 60er-Jahre: Die Tochter einer Bilderbuchfamilie hat sich einer militanten Gruppierung angeschlossen und wird eines Terroranschlags beschuldigt. Ein Alptraum für ihre Eltern.

Ebenfalls mit Spannung erwartet werden die neuen Filme von Andrea Arnold und Olivier Assayas. Während Arnold in „American Honey“ ein faszinierend-wildes Road Movie gelungen ist, liefert Assayas mit „Personal Shopper“ eine Mischung aus Gruselfilm und Satire mit Kristen Stewart in der Hauptrolle.

Wie üblich sind es aber nicht nur die großen Namen, die das Hamburger Filmfest prägen. Immer wieder lassen sich in den zahlreichen, kenntnisreich kuratierten Reihen echte Entdeckungen machen. Etwa die Doku „Swagger“ in der Reihe „Veto! Der politische Film“, der elf Teenager aus einem unterprivilegierten Vorort von Paris durch den Alltag begleitet. Oder „Nelly“, das Biopic über die kanadische Autorin Nelly Arcand. Oder die gesamte Reihe „Eurovisuell“, die Publikumserfolge unserer europäischen Nachbarn vereint und etwa zeigt, was in Estland, Polen oder auf Island besonders gut ankommt.

Die „Deluxe“-Retrospektive widmet sich in diesem Jahr dem Filmland Mexiko. Zusammengestellt hat sie mit Carlos Reygadas der bedeutendeste mexikanische Regisseur der Gegenwart. Sein Drama „Battle in Heaven“ gehört ebenso zum Programm wie der Klassiker „El Topo“ von Alejandro Jodorowsky, ein surrealer Western, der längst Kultstatus genießt. Aber auch viel bisher Unbekanntes gibt es zu sehen, darunter der 1965 gedrehte Experimentalfilm „The Secret Formula“, der als Statement gegen den Kolonialismus in seinem Entstehungsjahr für viel Aufsehen sorgte.

Die TV-Sektion, das Michel Kinder und Jugend Filmfest, Hamburg-Filme wie eine Dokumentation über das legendäre Onkel Pö in Eppendorf: Es gibt viel zu entdecken beim Filmfest Hamburg.

Filmfest Hamburg Do 29.9. bis Sa 8.10., im Abaton, Cinemaxx Dammtor, Passage, Metropolis, B-Movie, Studio-Kino Michel Kinder und Jugend Filmfest Fr 30.9. bis Sa 8.10. im Abaton