Im Namen der deutschen Bioinventur sammeln Forscher alle Tiere, Pflanzen und Pilze – samt Klaffmoos

Nehmen wir nur das Dicknervige Klaffmoos, noch weniger bekannt unter dem schönen Namen Andreaea crassinervia. Der Kreis der Menschen, die das Gewächs jemals zu Gesicht bekommen haben, dürfte kleiner sein als der Arbeitszirkel „Zeugen des Bernsteinzimmers“. Denn es handelt sich um ein Moos, das bundesweit bisher nur einmal nachgewiesen wurde – auf einem „überrieselten Silikatfelsen“ in „subalpiner Lage“. Kein Wunder also, dass dort, wo ein kleines, fein präpariertes Klaffmoospflänzchen liegen sollte, noch eine große Lücke im „German Barcode of Life“ klafft, der ersten Bibliothek aller deutscher Lebewesen.

Schon seit 2011 arbeiten Wissenschaftler des Forschungsmuseums Alexander Koenig an der deutschen Bioinventur. Irgendwann sollen alle heimischen Tiere, Pflanzen und Pilze beisammen sein, und zwar tot oder lebendig, wobei tot die Lagerung nicht unnötig verkompliziert. Von knapp 40.000 Tierarten sind schon 15.000 in Forscherhand, ebenso wie 1400 der 2000 Pflanzenarten. Inzwischen ist sogar Phase zwei des Projekts gestartet, die erkennungsdienstliche Erfassung mittels genetischer Fingerabdrücke.

Da die Wissenschaftler nun aber nicht mehr selbst in alle schwer zugänglichen Gebirgstäler vordringen können, um sich mit mürrischen Eingeborenen in unverständlicher Mundart über das etwaige Vorkommen Dicknerviger Klaffmoose auszutauschen, werden weiterhin Freiwillige gesucht. Das ist natürlich nix für Leute, die Kühe für sehr große Schweine halten. Aber Experten, die sich mit Klaffmoosen auskennen, sind herzlich eingeladen. Auch Heinemanns Klaffmoos fehlt nämlich noch in der Sammlung von www.bolgermany.de.