Das Reeperbahn Festival pulsiert vom 21. bis zum 24. September auf dem Kiez

Irgendwann schaffen wir es noch zu den Bazzookas in den Schulbus. Seit Jahren klemmt und zwängt die niederländische Ska-Band beim Reeperbahn Festival Schlagzeug, Gitarren und weiteres Geraffel auf dem Spielbudenplatz in einen klassischen US-Schulbus, bekommt irgendwie noch eine Handvoll Festivalgäste in das Fahrzeug und dann wackelt der Karren, quietscht und ächzt, aus den beschlagenen Fenstern dampft der Schweiß und knallt der Punk – ein Sinnbild für das Festival, das vom 21. bis zum 24. September den Ton, den Puls und den Takt auf dem Kiez bestimmt.

Denn nicht nur bei den insgesamt neun abendlichen Bus-Sets der Bazzookas am Donnerstag, Freitag und Sonnabend dürfte drangvolle Enge herrschen, das Grundgefühl wird in Molotow und Prinzenbar, Gruenspan und Indra, Knust und Uebel & Gefährlich nicht anders sein. Das Reeperbahn Festival bietet vier Tage, gut 380 Bands und DJ-Sets auf noch mehr Konzerten, Partys, Showcases und Labelnächten. In Clubs und Bars, Kirchen und Museen, Hostels und Plattenläden.

Dieses Überangebot an Pop macht eine konkrete Planung natürlich zu einer Aufgabe, die an die Erstellung des Bundesliga-Spielplans heranreicht. Und es gehört zur Festivaltradition, dass man nie alles sieht, was man vorher wünscht, dafür aber ungeahnte Entdeckungen macht, weil ein Einlassstop hier zum Konzert dort antreibt, wo ein Künstler begeistert, den man nicht auf dem Zettel hatte.

Man könnte ja seinem musikalischen Spieltrieb folgen und Länderpunkte sammeln. Angefangen bei Algerien mit der Tuareg-Bluesrock-Band Imarhan aus Tamanrasset, die am Mittwoch (20 Uhr) im Molotow bereit ist, die Fackel der algerischen Wüstensound-Legenden Tinariwen zu übernehmen. Von den Färöer Inseln, der Heimat nordischer Songwriter-Größen wie Teitur und Eivør, macht sich die betörende Sängerin Konni Kass auf dem Weg am Freitag (21 Uhr) ins Imperial Theater. Weitere Punkte gibt es für NuSoul-Diva Inna Modja aus Mali am Sonnabend um Mitternacht in Angie’s Nightclub, das Weißrussland-Showcase mit fünf Acts am Donnerstag (ab 12.50 Uhr) im Sommersalon, den estnischen Rapper Tommy Cash am Donnerstag (21.30 Uhr) im Moondoo oder den israelischen Indie-Hype Lola Marsch am Donnerstag (23 Uhr) im Terrace Hill.

Man kann natürlich auch dem Bekannten zu Joy Denalane, Friska Viljor, Anna Ternheim, Boy, Maxim und Get Well Soon folgen. Oder auf die Spickzettel der Hipster für heißen Scheiß schauen, auf denen SXTN, Broncho, Bishop Nehru oder Haiyti stehen. Besonders der sehr stark ausgebaute Hip-Hop- und Electronica-Bereich des Festivalprogramms folgt dem aktuellen Trend zum Beat.

Wer noch mehr will: Mit den Festivaltickets bekommt man auch Zugang zu ungezählten Möglichkeiten zwischen Visual Arts, Filmen, Spoken Word Performance sowie besondere Konditionen in zehn ausgewählten Restaurants und Cafés auf St. Pauli. Nur einen Platz im Bazzookas-Bus zu bekommen, bleibt eine echte Herausforderung.

Reeperbahn Festival 2016 Mi 21.9. bis Sa 24.9., diverse Clubs und Bühnen auf St. Pauli, Tages­tickets zu 25,- (Mi), 35,- (Do), 40,- (Fr), 45,- (Sa), 2-Tagestickets zu 72,- (Fr+Sa), 3-Tagestickets zu 82,- (Do-Sa), 4-Tagestickets zu 92,- (Mi-Sa)im Vorverkauf; www.reeperbahnfestival.com