Wenn das Leben schon trist ist, muss man wenigstens die Haare schön haben. Der junge Halbwaise Jesús (Héctor Medina) bestreitet in Havanna sein karges Einkommen damit, älteren Damen und der Truppe einer Travestieshow die nicht immer echten Frisuren zu richten, gelegentlich verdient er sich auf dem Malecón was als Stricher dazu. Dabei träumt er heimlich davon, selbst mal im Fummel auf der Bühne zu erstrahlen und einen dieser hinreißenden Songs der 50er- und 60er-Jahre darzubieten.

Die Chefin des Etablissements, von allen nur Mama (Luis Alberto García) genannt, ist da eher skeptisch. Und tat- sächlich wird der erste unbeholfene Auftritt des Jungen ein Debakel. Jesús bekommt eine zweite Chance, an diesem Abend schlägt er sich wacker, bis ihm ein Gast mit der Faust einen K.o. verpasst. Es ist sein Vater, ein trinkender Ex-Boxer und Ex-Knacki, den Jesús nie kannte und der nun unvermittelt einen Platz im Leben seines Sohnes beansprucht.

Die Geschichte, wie die beiden versuchen, trotz aller Gegensätze miteinander klarzukommen, ist so oder ähnlich schon etliche Male erzählt worden. Aber das macht nichts, denn was der irische Regisseur Paddy Breathnach hier an Originalschauplätzen mit einheimischen Darstellern inszeniert hat, ist so authentisch und leidenschaftlich, dass die Leinwand vibriert. Und das liegt nicht zuletzt an einem der mitreißendsten Soundtracks dieses Kino-Spätsommers. Der Film geht daher nun auch als Irlands Beitrag ins Oscar-Rennen. (abel)

„Viva“ IR/CUB 2016, 100 Min., ab 12 J., R: Paddy Breathnach, D: Jorge Perugorria, Luis Alberto Garcia, Héctor Medina Valdés, täglich im 3001