Hamburg. „Schläferzelle“: GSG 9 nimmt drei Verdächtige in Ahrensburg, Großhansdorf und Reinfeld fest

Terrorverdacht in Norddeutschland: Die Bundesanwaltschaft, das Bundeskriminalamt (BKA) sowie Spezialkräfte der GSG 9 haben am frühen Dienstagmorgen drei mutmaßliche Mitglieder der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) in Ahrensburg, Großhansdorf und Reinfeld verhaftet. Dabei waren 200 Beamte im Einsatz, sie stellten Handys und weiteres Beweismaterial sicher.

Die Verdächtigen aus Syrien im Alter von 17, 18 und 26 Jahren hielten sich in Wohnungen und Unterkünften für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein auf. Auch eine weitere Unterkunft in Niedersachsen wurde am Dienstag durchsucht. Die Männer hatten laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) auch Verbindungen zu der Terrorzelle, die vor elf Monaten die verheerenden Anschläge in Paris mit mindestens 130 Toten verübt hatte.

Bis zur Festnahme ergaben sich keine konkreten Hinweise auf Anschlagsziele der drei Verdächtigen. Die Männer sollten nach Angaben der Bundesanwaltschaft „einen bereits erhaltenen Auftrag ausführen oder auf weitere Anweisungen warten“. Laut Bundesinnenminister de Maizière handelte es sich um eine „Schläferzelle“. Zwischenzeitlich hatten Ermittler die Sorge, dass die Männer das EM-Fanfest in Hamburg ins Visier genommen haben könnten. Dies bestätigte sich nicht.

Die drei Terrorverdächtigen Mahir Al-H., Mohamed A. und Ibrahim M. aus Syrien waren den Angaben zufolge im November 2015 mithilfe derselben Schleuserbande wie die Attentäter von Paris nach Europa gelangt. Sie trugen Pässe bei sich, die aus derselben „Werkstatt“ des IS stammten. In der Folge stellten die Männer Asylanträge in Deutschland, wurden den Unterkünften zugewiesen und hielten sie sich nach Abendblatt-Informationen auch in Hamburg auf.

Nachdem sie im Asylverfahren teils Auskünfte verweigert hatten, standen die Männer seit Monaten unter fortlaufender Beobachtung der Behörden. So wurden in Hamburg etwa Fahnder des Landeskriminalamts an der Seite des BKA eingesetzt, um ­U-Bahn-Fahrten der drei IS-Mitglieder zu observieren. Die Männer tauschten sehr häufig die SIM-Karten und telefonierten verschlüsselt miteinander.

Die Festgenommenen wurden am Dienstagmittag in einem Konvoi der Bundespolizei zum Hamburger Flug­hafen gebracht und nach Karlsruhe ausgeflogen. Die Männer sollen bis Mittwoch früh einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Ihnen drohen jeweils bis zu zehn Jahre Haft. De Maizière und Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) bezeichneten die Festnahmen als Beleg für die effektive Zusammenarbeit der Behörden.

In den Nachbarschaften der durchsuchten Unterkünfte sorgen die Festnahmen für Verunsicherung. Nachbarn in Ahrensburg beschreiben einen der Verdächtigen als freundlich und unauffällig. (dob/crh/dah/ciu/zv)

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