Alles Geschmackssache: Als Statussymbol löst der Delikatessen-Einkaufszettel den Sportwagen-Schlüssel ab

Spätestens wenn die letzte Leasingrate vom Munde abgespart sein wird, wird auch der intellektuell grobmaschigste Sportwagenfahrer merken, dass man Leichtmetall-Radkappen mit vergoldeten Jahrgangsmuffen nicht ­essen kann.

Essen hingegen kann man essen, denn dafür ist es da. Und wer lieber besser als nur gut isst und dafür auch oberhalb von gut zur Kasse gebeten wird, ist nicht nur gut zu sich. Er ist gut von denen zu unterscheiden, die das mit dem Essen und dem Sein anders sehen. Deswegen gibt es ja auch zwei Wörter für diesen Vorgang: „essen“ und „ernähren“.

Womit wir nach dem Text-Appetizer beim Hauptgang wären: Deutschland – das hat eine Studie der Uni Göttingen ergeben, es muss also stimmen – wird mehr und mehr zum Land der Foodies. Früher hieß das „Gourmets“ und war gern mit einem amtlichen Wohlstandsbauch verbunden. Heute sind wir „Foodies“, jeder Zehnte bereits (laut Uni Göttingen), verfressen wie Obelix und ständig knietief im Dispo, weil der Olivenöl-Dealer gerade wieder diese wahnsinnige Pressung reinbekommen hat. Direkt daneben der Hüftgoldschmied mit seinen bei toskanischem Vollmond gebackenen Dinkel-Kekslein; die Bonbonmanufaktur mit den Grüne-Tee-Pastillen zu Apothekenpreisen, die ein Zenmeister in seiner nordjapanischen Einsiedelei nur alle 17 Jahre zu fertigen beliebt ...

Aber weil dieser gute Stoff, auf den Monat gerechnet, etwa so teuer ist wie der Berliner Flughafen, kommt man als Foodie gar nicht erst zum Zunehmen, bei den Portiönchen, die man sich leisten kann. Foodie zu sein hat also auch ­etwas Gutes.