Berlin.

Der Refrain geht „Badaba“. Dazu tanzen diese zwei 17-jährigen Jungs in T-Shirts, Skinny Jeans und Sneakern – bis nach 3:31 Minuten alle Töchter der Nation schockverliebt sind. Bei 4,5 Millionen Fans in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist diese Verallgemeinerung berechtigt.

Heiko und Roman Lochmann, offiziell bekannt als „Die Lochis“, sind ein Phänomen. Die Zwillingsbrüder aus dem hessischen Goddelau in der Nähe von Darmstadt sind die Stars und Vorreiter der Jugendszene im Internet. Vor fünf Jahren starteten „Die Lochis“ ihre Karriere. Mittlerweile hat der Youtube-Kanal der Teenager mehr als 2,1 Millionen Abonnenten. Sie gehören somit zu den 20 erfolgreichsten You­tubern in Deutschland. Damit längst nicht genug: Ihr Kinofilm „Bruder vor Luder“ war ein Hit, ihre „Lochiversum“-Tour ausverkauft. Ihre Debüt-CD „#zwilling“ ist ein Nummer-eins-Album ab Tag eins in den Charts.

Und die Lochmann-Brüder sind nicht die Einzigen, für die sich der Weg zur Popularität durch das Tor des Videokanals Youtube öffnete. Längst sind minderjährige Videostars eine feste Größe in der globalen Popkultur. Einst stellte US-Superstar Justin Bieber (23) sein erstes Musikvideo online.

In Deutschland ist Bieber das Vorbild der Jugendlichen. Lieder, Comedy-Sketche, Stylingtipps erreichen durch die anfangs selbst gedrehten, später oft professionell produzierten Clips Popularität. Und im besten Fall gewinnen sie auf ihren eigenen Kanälen auf Youtube immer mehr Abonnenten, bis sich irgendwann große Musiklabels einschalten und die Teenie-Kreativen unter Vertrag nehmen.

Neben den „Lochis“ reihen sich andere Persönlichkeiten ein – wie Dagmara Nicole Ochmanczyk alias DagiBee (2,85 Millionen Abonnenten), Sami Slimani (1,5 Millionen Abonnenten), Bianca „Bibi“ Heinicke (2,62 Millionen Abonnenten) mit ihrem Kanal „Bibis Beauty Palace“ und Florian Mundt alias LeFloid (2,98 Millionen Abonnenten), der schon Kanzlerin Angela Merkel interviewen durfte. Der erfolgreichste Star der jungen deutschen Videoszene ist aber der 39-jährige Computerspielexperte Erik Range alias Gronkh mit 4,2 Millionen Abonnenten, der laut Schätzungen von Branchenexperten rund 4,2 Millionen Euro im Jahr verdient.

Hohe Einnahmen, die allerdings auch dadurch möglich sind, dass die Clips mit relativ wenig Aufwand – zu Hause oder im eigenen Studio mithilfe einer Standkamera – gedreht werden können. Viel Quatsch online für ganz reales Geld. Zudem wächst eine Szene, die nach immer neuen Inhalten sucht: 54 Prozent der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland nutzen Videoportale täglich, so die Wissenschaftler Christian Zabel und Sven Pagel von der Technischen Hochschule Köln in ihrer jetzt erschienenen Studie über deutsche Youtube-Stars. Die Zahl der Künstler steigt mit den Nutzern an. Gab es im November 2014 noch 22 Kanäle mit über einer Million Abonnenten, stieg die Zahl im Mai 2016 auf 63 an.

Seit Kurzem haben sie das Fachabitur in der Tasche

Und es kommen immer neue Einnahmequellen dazu. Doch bei allem Erfolg: Neben Werbeverträgen und Gastauftritten bei Messen beendeten die Lochmann-Zwillinge ihre Schule: Seit Kurzem haben die Medienprofis mit einem geschätzten Monatsgehalt von 45.000 Euro ihr Fachabitur. Sie geben sich bescheiden: „Wir sind erst 17, aber vielleicht nehmen wir uns bald eine Zweitwohnung in Köln.“ Was geht sonst ab? „Im Moment konzentrieren wir uns ganz auf unsere Arbeit. Da fehlt für eine Beziehung die Zeit.“ Oder wie sie es in ihrem Song „Lieblingslied“ ausdrücken: „Wann, wenn nicht jetzt und wer, wenn nicht wir.“