Die Komödie „Absolutely Fabulous: Der Film“ bringt eine britische Kultserie auf die Leinwand

Es ist noch gar nicht so lang her, da war Comedy ein exklusiver Spielplatz für Jungs. Frauen wurde genauso abgesprochen, witzig zu sein, wie Fußballspiele zu kommentieren oder ein Land zu regieren. Dass sie sich herausnehmen, selbst zu denken und eine Position einzunehmen, aus der sie bestehende Verhältnisse reflektieren, zumal satirisch, ging vor allem vielen Männern nicht in den Kopf. Dabei gab es lange vor heute gefeierten Komikerinnen wie Tina Fey, „Girls“-Erfinderin Lena Dunham und Anke Engelke schon in den Neunzigern mit Maren Kroymann eine Künstlerin, die mit ihrer Satiresendung „Nachtschwester Kroymann“ für Furore sorgte, bevor das Format aus fadenscheinigen Gründen abgesetzt wurde.

Ihre Pendants in Großbritannien, dem nicht nur wegen Monty Python noch immer unerreichbar scheinenden Humorvorbild, waren Dawn French und Jennifer Saunders. Sie revolutionierten vor einem Vierteljahrhundert bei BBC mit ihrer Sketchshow „French & Saunders“ nicht nur das Comedy-Genre, sondern auch die eingefahrene Vorstellung, dass Frauen höchstens witzig sind, wenn sie Sätze von einem Mann aufsagen. Umso schlimmer, wenn die Figuren auch noch betrunken und ausfallend sind. Aus einer dieser Nummern entwickelte Saunders eine eigene Serie namens „Absolutely Fabulous“, die seit 1992 zum Kult wurde. So respektlos und durchgeknallt wie bei „Ab Fab“ hatte sich einfach noch nie eine Frau auf dem Bildschirm verhalten.

Mit Gaga-Hedonismus taumelten sie durch Londons Mode- und Medienwelt

Etliche Staffeln und Specials sind seitdem vergangen, nun kommt „Absolutely Fabulous“ ins Kino. Die Grundidee ist simpel wie effektiv: Eddy (Jennifer Saunders), eine alleinerziehende Mutter und PR-Frau, benimmt sich mit ihrer besten Freundin Patsy (Joanna Lumley), angeblich Redakteurin eines Modemagazins, wie die Axt im Wald, wenn sie durch London tingeln. Sie verharren im berufsjugendlichen Dauerzustand, Schampus und Zigaretten sind ihre Begleiter, an den Morgen danach wird kein Gedanke verschwendet, zum Ärger von Eddys konservativer Tochter Saffy (Julia Sawalha).

Mit ihrem anarchischen Gaga-Hedonismus taumelten sie einst durch Londons Mode- und Medienwelt und hielten der Oberflächlichkeit der Branche den Spiegel vor. Anders als Carrie in „Sex And The City“, ihre US-Epigone eine Dekade später, suchen sie nicht nach Mr. Big.

All das wird nun im ersten Kinoabenteuer der beiden vorausgesetzt. 25 Jahre sind verstrichen, die Zeichen der Zeit auch an den Party-Queens nicht spurlos vorübergegangen. In Würde zu altern ist alles andere als leicht, zumal in einem Umfeld wie der Modebranche, in der Jugend, Schönheit und Aufmerksamkeit höchste Güter sind. Keine gute Ausgangssituation also für die nicht mehr ganz taufrischen Society-Ladies. Für Eddy läuft es nicht mehr so prima, längst haben jüngere Frauen das Ruder übernommen.

Auf einer Party will sie Supermodel Kate Moss als Klientin gewinnen. Und schubst diese versehentlich in die Themse. Als das Opfer nicht mehr auftaucht, hat Eddy die Öffentlichkeit gegen sich. Sie muss sich mit Patsy nach Südfrankreich absetzen. Es folgt ein Reigen absurder Momente und unzähliger Gastauftritte vom Spice Girl Mel B über Joan Collins bis zu Modezar Jean-Paul Gaultier. Das wirkt zuweilen eigenartig altmodisch, als hätten auch die Macherinnen den Zeitgeist verschlafen. Aber sei’s drum: Sie sind noch immer fabulöser als fast alles, was in Deutschland für Humor gehalten wird.

„Absolutely Fabulous – Der Film“ GB/USA 2016, 90 Min., ab 12 J., R: Mandie Fletcher,
D: Jennifer Saunders, Joanna Lumley, Julia Sawalha, täglich im Abaton (OmU), Studio, UCI Mundsburg; www.fox.de/absolutely-fabulous-der-film