Ellerbek. Die Schauspielerin und Moderatorin Singa Gätgens aus Ellerbek hat ein Konzept für eine neue Fernsehreihe entwickelt, in der sie mit ihrem Oldtimer auf Tour gehen will

Was ist denn das für ein merkwürdiges Gespann? Er ist 81 und sieht auch so aus. Sie ist 40 Jahre jünger, könnte aber glatt noch für Mitte 30 durchgehen. Sie nennt ihn liebevoll JohnBoy. Er kann da nicht mithalten, brummelt und röhrt stattdessen aber kräftig herum, wenn sie ihn auf Touren bringt. Die Rede ist von Singa Gätgens und ihrem Oldtimer. Wenn die beiden gemeinsam unterwegs sind, reagieren Autofans genauso begeistert wie junge und jung gebliebene Fernsehzuschauer.

Denn Singa Gätgens ist nicht nur stolze Eigentümerin des Veteranen aus dem Jahr 1935. Der Klassiker mit der Typenbezeichnung V8 Flathead gilt mit seiner offenen Ladefläche als Urgroßvater aller Pick-ups. Im Gegensatz zum behäbigen JohnBoy ist Gätgens ein ebenso zierliches wie dynamisches Kraftpaket, in diversen Rollen und Auftritten seit Beginn der 1990er-Jahre als Schauspielerin und Moderatorin im Fernsehen und anderswo gut beschäftigt.

Singa Gätgens moderiert regelmäßig beim Sender KI.KA

„Angefangen hat das, als ich mit acht Jahren in der Ballettschule als Kinder-Model entdeckt wurde”, erinnert sich die gebürtige Hamburgerin, die in Bönningstedt aufwuchs und nun schon seit Jahren gleich nebenan in Ellerbek mit Ehemann Olaf Meyer lebt. Bundesweit bekannt wurde Singa Gätgens mit der vom NDR produzierten Fernsehserie „Neues vom Süderhof“. Zwei Jahre lang spielte sie eine der Hauptrollen, die des Teenagers Beatrice. Das war der Einstieg in eine Reihe von weiteren Film- und Fernsehproduktionen.

Vor allem beim KI.KA: In dem gemeinsamen Kinderprogramm von ARD und ZDF gehört sie seit dem Start der ersten Sendung 1997 zum Stammpersonal. Denn Singa Gätgens wohnt im Wechsel mit ihrem Kollegen Juri Tetzlaff im Studio in einem Baumhaus, aus dem sie die jüngsten Zuschauer im Tagesverlauf bis zum „Sandmännchen“ begleitet. Hinzu kommen KI.KA-Sendungen wie „Tanzalarm“ und „Singalarm“, in denen die Ellerbekerin mit Moderation, Gesang und Tanz für kindgerechte Unterhaltung und Bewegung sorgt und die Zuschauer zum Mitmachen animiert.

Da „Singalarm“ für den KI.KA beim ZDF in Mainz produziert wird, „Tanzalarm“ hingegen beim Bayerischen Rundfunk für die ARD und die Baumhaus-Geschichten beim MDR in Erfurt, ist Gätgens nahezu jede Woche per Flugzeug oder Auto zu den Drehorten unterwegs. Natürlich nicht mit JohnBoy, der von ihr so nach einem Darsteller der TV-Serie „Die Waltons“ genannt wird.

Bis vor ein paar Jahren fuhr Gätgens mit einem baugleichen Exemplar für den MDR in der Sendung „Landtour“ durch Sachsen-Anhalt, um Geschichten am Wegesrand aufzupicken. Seitdem juckte es sie in den Fingern, selbst so einen Oldtimer zu besitzen. Gemeinsam mit Ehemann Olaf, der Maschinenbauer ist und ein eigenes Unternehmen in Schenefeld hat, machte sich Gätgens daran, nach einem Ford Pick-up zu suchen.

Am Bodensee fanden sie ein allerdings ziemlich heruntergekommenes Modell. Man wurde sich handelseinig, und per Tieflader ging es mit dem lädierten Prachtstück gen Heimat. Vier Jahre brauchte das Ehepaar, um den Ford V8 zu restaurieren. Dabei blieb kaum ein Teil auf dem anderen. Sogar der Motor wurde ausgetauscht und das Getriebe repariert.

„Mein Mann kümmerte sich um die technischen Feinheiten, ich hatte die Drecksarbeit zu erledigen”, erinnert sich Singa Gätgens schmunzelnd an das Gemeinschaftswerk. Zur Krönung gab es schließlich eine himmelblaue Lackierung und im Mai dieses Jahres die erfolgreiche Einzelabnahme samt Hauptuntersuchung beim TÜV in Pinneberg. Seitdem wird der Ford in Ellerbek und auch auf größeren Strecken in der Umgebung regelmäßig bewegt.

Singa Gätgens hat – wie sich bei einer Probefahrt zeigt – den betagten JohnBoy trotz schwergängiger Lenkung und geräumiger Abmessungen bestens im Griff. Wenn der Achtzylinder-Motor mit 3,9 Liter Hubraum und 95 PS losbullert, frisst der Schluckspecht rund 20 Liter Sprit auf 100 Kilometern.

Ein teures Hobby? Nicht nur, denn vielleicht schon im kommenden Jahr könnte Gätgens mit dem eigenen Pick-up fürs Fernsehen unterwegs sein. Im Kopf hat die kreative Künstlerin, die zeigen möchte, was sie außer KI.KA noch kann, schon ein Konzept, nach dem es in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen mit JohnBoy auf Tour um „Land und Leute, Hund und Kind und Kegel“ gehen könnte. Mehr will sie nicht verraten, damit ihre Einfälle nicht kopiert werden. Dass der NDR für eine solche Produktion optimal wäre, liegt auf der Hand.

Die Ellerbekerin spielt auch in einem Eishockeyteam mit

Zunächst gibt es aber auch so noch genug zu tun. Zum Beispiel auf der gerade begonnenen Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin. Dort interviewt Singa Gätgens auf der ARD-Bühne Serienstars aus „Lindenstraße“ und „Rote Rosen“ sowie Moderatoren von „Tagesschau“ und Sportsendungen. Dass bei so vielen Aktivitäten zwei Hobbys nicht zu kurz kommen, ist um so erstaunlicher.

In ihrer Freizeit ist die Powerfrau Vorstandsmitglied und eine von zwei weiblichen Spielern des Eishockeyteams der Hamburg Mammuts. Fast noch ex­tremer ist es, wenn sie bei den Tough Mudders loslegt. Dann geht es zu Fuß querfeldein über 18 Kilometer auf einem Geländeparcours, der es in sich hat: gespickt mit Hindernissen, großen Pfützen und Schlammkuhlen. Wenn die kleinen Zuschauer Singa so erleben könnten, hätten sie sicherlich auch ihren Spaß.