um Sammeln hat F. C. Gundlach seine ganz eigene Haltung. „Ich habe schon immer Dinge aufgehoben“, sagt der inzwischen 90-jährige Grandseigneur der deutschen Fotografie. „Wer glaubt, Sammeln ist ein harmloses, kleines nettes Hobby, der irrt gewaltig.“

Angefangen zu fotografieren hat er nach eigenen Angaben im Alter von zehn Jahren. Kurze Zeit später fertigte er mit seiner ersten Agfa Box erste Fotos in dem zur Dunkelkammer umfunktionierten elterlichen Bad im hessischen Heinebach. Als die Kriegswirren überstanden waren, avancierte Gundlach schnell zum wichtigsten deutschen Fotografen – vor allem in der Modefotografie.

1967 gründete Gundlach in Hamburg den Professional Photo Service (PPS), in dem er neueste Fotografietechniken ermöglichte, 1975 folgte die Galerie, in der er seine internationalen Kontakte nach Paris und New York schon bald für pionierhafte Entdeckungen zu nutzen verstand. Gundlach zeigte Irving Penn, Erwin Blumenfeld und Martin Munkácsi, sicherte sich heute hoch gehandelte Weltstars wie Richard Avedon und Robert Mapplethorpe, dessen Bilder er für wenige Hundert Dollar erwarb. Anfang der 1980er-Jahre fanden dessen Bilder gerade mal zwei Käufer. 20 Arbeiten behielt Gundlach. „Seine Bilder hatten etwas“, sagt F. C. Gundlach. Später – nach dem Verkauf seiner Firma Anfang der 1990er-Jahre – sammelt er auch Maler wie Sigmar Polke, Martin Kippenberger und Albert Oehlen. Die Leidenschaft des Sammelns, die ihn häufig auch weltweit nach Nachlässen forschen ließ, treibt ihn bis heute um. „Ich hatte Fortune“, sagt er bescheiden. Das ist für ihn dauerhafter als schnelllebiges Glück. Es umfasst auch Begegnungen mit den richtigen Menschen zur richtigen Zeit. Zum Beispiel jene mit Horst P. Horst, der ihm in New York sein Atelier leihweise überließ, oder mit der Modelagentin und langjährigen Freundin Eileen Ford.

Als Gründungsdirektor des Hauses der Photographie hat er 2003 einen Teil seiner Sammlung mit dem Titel

„Das Bild des Menschen in der Fotografie“ den Deichtorhallen als Dauerleihgabe überlassen, wo dieser bis heute von Sammlungskuratorin Sabine Schnakenberg kenntnisreich gehegt und gepflegt wird. 8853 Arbeiten zählt sie aktuell, von denen der größere ungerahmte Teil im gut gekühlten Depot in den Deichtorhallen lagert, die gerahmten großformatigen Arbeiten in einem Speicher am Brooktorkai auf 400 Quadratmetern.

Um den bei Gundlach verbliebenen Teil kümmern sich vier fest angestellte Mitarbeiter in seiner 2000 gegründeten Stiftung. Das Sammeln bezeichnet F. C. Gundlach als Obsession. „Das ist fraglos eine Form der Abnormität, ausgeübt von Sonderlingen und Einzelgängern.“ Heute interessieren ihn der Sozialrealismus eines Sebastiao Salgado genauso wie die radikalen Gegenwartspositionen eines Wolfgang Tillmans und ganz aktuell eines Edgar Leciejewski. Es sieht so aus, als sei F. C. Gundlach die Fortune noch eine ganze Weile hold.

Annette Stiekele