Hamburg. Der 75-Jährige starb an den Folgen eines Hirntumors. Olaf Scholz: „Er hat die Stadt nach innen verbunden und nach außen glänzend vertreten“

Diese Nachricht lässt Hamburg innehalten: Henning Voscherau ist tot. Der frühere Erste Bürgermeister starb in der Nacht zu Mittwoch wenige Tage nach seinem 75. Geburtstag im Kreise seiner Familie an den Folgen eines Hirntumors.

Sein Tod wurde parteiübergreifend und weit über Hamburg hinaus mit Trauer und Bestürzung aufgenommen. „Henning Voscherau war ein starker Bürgermeister in bewegten Zeiten. Er hat seine politischen Ämter mit Format und Substanz ausgefüllt“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). „Er war ein ernsthafter Stadtmanager und sorgender Landesvater, Wertkonservativer und Sozialdemokrat, charmanter Gastgeber und ideenreicher, geschliffen formulierender Intellektueller.“

Voscherau war nicht nur der Bürgermeister mit der längsten ununterbrochenen Amtszeit (von Juni 1988 bis Oktober 1997), sondern auch einer der beliebtesten Politiker der Stadt. Auch nach seinem Rücktritt gab es daher mehrfach Gerüchte, Voscherau könnte noch einmal für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. Zu seinen prägendsten Entscheidungen für Hamburg gehörte der Bau der HafenCity, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas.

Voscherau war eng mit dem im November 2015 gestorbenen Altkanzler Helmut Schmidt und dessen 2010 gestorbener Frau Loki befreundet. Auch politisch sah er sich in der Tradition Helmut Schmidts und engagierte sich entsprechend bundespolitisch. Zuletzt hatte er Ende 2014 den Vorsitz der neuen Mindestlohnkommission übernommen, musste diesen aber wegen einer Operation am Kopf im April 2015 wieder abgeben. In der Öffentlichkeit zeigte er sich seitdem nur noch selten.

„Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat einen besonnenen Streiter für sozialen Ausgleich und Hamburg einen ehemaligen Bürgermeister verloren, der ganz und gar für seine Stadt gelebt hat“, sagte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Voscherau: „In bewegten Zeiten erkannte er scharfsinnig die großen Chancen und Möglichkeiten, die sich aus dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende des Kalten Krieges ergaben, und wusste sie zum Wohle Hamburgs zu nutzen.“

Auch in anderen Parteien löste die Nachricht von Voscheraus Tod Trauer aus. So sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU): „Mit Henning Voscherau haben wir einen großartigen Politiker und einen wunderbaren Menschen verloren.“

Michael Otto, Unternehmer und Hamburger Ehrenbürger, sagte: „Ich mochte an ihm vor allem seine soziale und zutiefst demokratische Grundhaltung, sein herausragendes politisches und gesellschaftliches Engagement, seine bedingungslose Gradlinigkeit und seinen trockenen norddeutschen Humor.“

In der Diele des Hamburger Rathauses liegt ein Kondolenzbuch aus. Wann und in welchem Rahmen die Trauerfeier stattfinden wird, stand am Mittwoch noch nicht fest.

Seite 2 bis 5 Nachruf, das Leben in Bildern