Das Psychiatrie-Drama „Looping“ überzeugt vor allem dank dreier starker Darstellerinnen

Drei Frauen stellt die junge Regisseurin Leonie Krippendorff in ihrem Spielfilmdebüt vor. Die Erzählung, die sie um sie herum entfaltet, ist dabei mehr eine Art Rahmenhandlung als ein selbstständiges Geschehen. Ganz klar geht es ihr von der ersten Einstellung an darum, den Zuschauer in das Mysterium der jeweiligen Persönlichkeit zu verwickeln.

Am Anfang ist da Leila (Jella Haase), die in der Welt der Jahrmarktschausteller lebt. Sie erscheint passiv, wie jemand, der sich manchmal allzu willfährig treiben lässt. Die persönliche Enttäuschung über das Verhalten einer Freundin bringt sie dazu, mit einem Lastwagenfahrer, den sie an einer Tankstelle kennen lernt, eine Flasche Wodka zu leeren.

Der eben noch feuchtfröhliche Abend endet schlimm für Leila, die sich am nächsten Tag mit nur vagen Erinnerungen in der Notaufnahme eines Krankenhauses wiederfindet. Ihrem Vater mag sie nicht erzählen, was passiert ist, und so lässt sie sich in eine Psychiatrie einweisen, einer fast idyllisch am Meer gelegenen villenhaften Anlage. Dort teilt die junge Frau das Zimmer mit der 50-jährigen Ann (Marie-Lou Sellem), von der eine gleichermaßen fesselnde wie bedrohliche Anziehungskraft ausgeht. Sie hat ihre eigenen Geheimnisse.

Kurz darauf stößt zu den beiden noch Frenja (Lana Cooper), die offenbar mit ihrem Leben als Ehefrau und Mutter nicht mehr zurande kommt. Fast wie eine Komposition baut Krippendorff ihren Film auf: Leilas Part ist Auftakt und Einführung. Im Mittelteil wird Frenja vorgestellt, die dem Stress ihrer Aufgaben mit Fress- und Kotzattacken begegnet. Wie ein Epilog folgt gen Ende ein Schlaglicht auf Ann, deren „Rätsel“ aber nie ganz gelöst wird. Wie überhaupt wenig erklärt und wenig geredet wird in diesem Film.

Krippendorff fängt Empfindungen und Stimmungen ein; sie zeigt ihre Frauenfiguren und ihre spezifischen Reaktionen und lässt sie dann in der Gemeinschaft der Psychiatrie entspannen. Wobei die Institution als solche kaum eine Rolle spielt, es gibt keine Szenen in Therapien oder Arztgespräche, stattdessen büchsen Leila, Frenja und Ann wieder und wieder zusammen aus. Sie gehen in Clubs tanzen, brechen ins Schwimmbad ein, spazieren im nebligen Wattenmeer. Leila und Frenja fangen etwas miteinander an, Ann lassen sie dennoch nicht außen vor. Aber es wird kein Liebesdrama daraus.

So vage die Handlung ist, so fest nehmen die drei Schauspielerinnen das Heft in die Hand: Jella Haase ist wunderbar als sich treiben lassende und dennoch immer ängstliche Leila; man kann kaum glauben dass dies dieselbe Schauspielerin sein soll, die als Chantal in „Fack ju Göhte“ das Dummchen spielt. Lana Cooper, die schon für „Love Steaks“ hochgelobt wurde, zeigt als ess­gestörte Frenja eine ­bestrickende Mischung aus Fragilität und Strenge. Und Marie-Lou Sellem als mysteriös-bedroh­liche Ann bringt fast schmerzlich zu Bewusstsein, dass man diese großartige Schauspielerin viel zu selten in Rollen sieht, die ihrer Kunst wirklich würdig sind.

„Looping“ D 2016, 104 Min., ab 16 J., R: Leonie Krippendorff, D: Jella Haase, Marie-L. Sellem, Lana Cooper, Do-So im Studio; http://looping-derfilm.de