Eindimensionale Figuren, Action vom Reißbrett: Trotz Stars wie Will Smith ist der Comicfilm „Suicide Squad“ misslungen

Ach ja, Helden. Immer beschützen sie uns, immer wachen sie über uns und stehen für das Gute ein. Und wie danken wir es ihnen? Wir finden sie langweilig. Moderne Helden müssen deshalb unbedingt gebrochen sein, wenn wir uns noch für sie interessieren sollen. Wie weit man dabei aber inzwischen gehen muss, wird nirgends so virulent wie im Comicfilm.

Gerade erst ist mit Deadpool ein Antiheld ins Kino gezogen, der politisch komplett unkorrekt ist. Das wird aber noch entscheidend getoppt in „Suicide Squad“, dem neuen Vehikel aus den DC-Comics. Da wird eine ganze Horde von Schwerverbrechern, Freaks und Knallverrückten zur Spezialeinheit zwangsrekrutiert. Die Bösen sind die Guten.

Dabei muss der Film von David Ayer einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Lauflänge dafür aufwenden, diese Grundidee dramaturgisch zu rechtfertigen. Und es gelingt ihm mehr schlecht als recht. Superman ist tot, erfahren wir gleich zu Beginn. Und wer weiß, ob der nächste Anwärter mit Superkräften nicht ein Terrorist ist? Also wählt man lieber gleich das Übel, die „Schlimmsten der Schlimmsten“, wie es heißt, spritzt ihnen einen tödlichen Chip unter die Haut, den man jederzeit aktivieren kann, und erpresst sie so, auf Seiten des Staates zu streiten.

Margot Robbie stiehlt als Harley Quinn allen Männern im Film die Show

Eine Ewigkeit wird nun eine schlimme Gestalt nach der anderen eingeführt, immer mit einem eigenen, typischen und möglichst lauten Song als Untermalung: ein Serienkiller (Will Smith), eine verrückt gewordene Wissenschaftlerin (Margot Robbie), eine lebende Echse, ein menschliches Feuerzeug und weitere ziemlich seltsame Kreaturen.

Dieses Selbstmordkommando ist kaum kaschiert eine Art Anti-Avengers-Armada. Aber ach! Was Marvel hervorragend gelingt, nämlich echte Figuren zu kreieren, bei denen es Spaß macht, sie zu verfolgen, im Einzel wie wenn sie sich kabbeln, das schafft DC und das zuständige Warner-Filmstudio in keiner Weise. Der Schlagabtausch Superman gegen Batman, als Highlight des Kinojahres beworben, erwies sich als Superflop. Der wird nun aber noch einmal unterboten von diesem Machwerk: das Schlimmste vom Schlimmsten. Und das muss einem auch erst mal gelingen, wenn man dabei einen Spitzenstar wie Will Smith einbindet.

Aber DC und Warner, sie sind unübersehbar nur am „Branding“, sprich: an ihrer eigenen Marke interessiert – und nicht an ihren Figuren. Die Stars werden hier nicht nur allein, sondern völlig im Stich gelassen. Ihre Figuren werden aufwendig eingeführt und bleiben dann doch eindimensional, wenn nicht reine Staffage. Auch die Action ist sichtlich am Computerreißbrett entstanden und beliebig austauschbar. Aus dem Gros der bösen Guten sticht immerhin Margot Robbie heraus. Im aktuellen „Tarzan“-Film agiert sie als Jane noch so schlaff wie eine hängende Liane, aber als durchgeknallte Harley Quinn mit weißblonden Girlie-Zöpfen, Kaugummi im Mund und Baseballschläger in der Hand stiehlt sie allen Männern die Show. Nur Jared Leto als ihr Liebhaber Joker ist ähnlich präsent – und reicht sogar an Heath Ledgers Performance im alten „Batman“-Film heran.

Doch insgesamt fällt „Suicide Squad“ weit hinter die Originale zurück, denen er hinterherhechelt. Und er ramponiert nicht nur die Marke DC empfindlich, sondern irgendwie das ganze Comic-Kino.

„Suicide Squad“ USA 2016, 130 Min., ab 16 J.,
R: David Ayer, D: Jared Leto, Will Smith, Margot Robbie, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; warnerbros.de/kino/suicide_squad.html