Eine Weile pflegten moderne Menschen sich mit dynamischer Unter­akro­batik zu begrüßen: Arm anwinkeln, Faust ballen, Ellenbogen Richtung Nase ziehen. Klare Sache: Da zeigte wieder jemand stolz sein neues Fitnessarmband vor, meist Zeitgenossen mit dem Aktionsradius eines Dreifingerfaultiers (130 Meter). Und dazu der Hinweis, dass man nach dem Abendsalat nur noch dreimal um den Block gehen müsse, um 10.000 Schritte vollzumachen. Merkwürdig: Ein technisch unspektakulärer Plastikreifen soll schaffen, woran Ehefrauen seit Generationen scheitern.

Der abendliche Blick aus dem Fenster genügte, um den Niedergang des Fitnessarmbands zu verfolgen: Sah man, neben neuen Bürgerwehrlern und altbekannten Hundehaltern, plötzlich mehr Menschen weiter laufen als bis zur nächsten Kneipe? Nö. Der Denkfehler ist immer derselbe: Der Kauf eines veganen Kochbuchs macht aus einem Currywurst-Fan keinen Herbivoren, ein SUV aus einem Langeweiler keinen Abenteurer und ein Fitnessarmband macht nicht fit, sondern ein schlechtes Gewissen. Wer unter seinem Schrittpensum bleibt, wer dauerhaft hässliche Nulllinien durch die roten Bereiche der Kontroll-Software zieht, wer stündlich vor Bewegungsmangel gewarnt wird, der macht sehr bald nur noch eine Bewegung: Er reißt das Nervgerät vom Arm und genießt die wiedergewonnene Trägheitsroutine. So haben mehr als die Hälfte der in bester Absicht angeschafften Schrittzähler Deutschlands Unterarme wieder verlassen, wie eine Studie ermittelt hat. Dunkelziffer nicht eingerechnet.

Und jetzt? Auf zum nächsten Fitnesstrend. Neulich im TV wurde ein völlig neuartiger Bauchwegtrainer vorgestellt, der unters Bett passt. Aber da gammeln schon Stepper und Trampolin. Der wahre Vorteil von Fitnessarmbändern – sie passen in jede Schublade.