Hamburg. Abendblatt-Kontovergleich: Wer seine Geldgeschäfte nicht online regelt, muss mit steigenden Kosten rechnen

Die jüngsten Gebührenerhöhungen der Banken haben für Rentner gravierende Auswirkungen. Für sie werden sich die Kosten eines Girokontos deutlich verteuern, wenn sie kein Onlinebanking machen und häufig eine beleghafte Überweisung in der Filiale abgeben. Das ergibt sich aus dem großen Girokontenvergleich des Abendblatts.

So muss eine Rentnerin, die einmal im Monat einen handschriftlich ausgefüllten Überweisungsträger abgibt, bei der Targobank rund 104 Euro im Jahr an Kontoführungsgebühren bezahlen. Nicht viel günstiger ist es für die Seniorin bei einer ganzen Reihe anderer Banken: Commerzbank und HypoVereinsbank (95 Euro), Sparkasse Holstein (92 Euro), Postbank (83 Euro). Ursache für die hohen Kosten sind zum Teil die Extrakosten für die beleghaften Überweisungen, die bei der Targobank und bei der Sparkasse Holstein 2,50 Euro je Beleg betragen. Die Postbank verlangt 0,99 Euro. Auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) wird den Preis für beleghafte Überweisungen ab 1. Oktober von 0,40 Euro auf einen Euro mehr als verdoppeln. Dennoch bleibt die Sparkasse (55 Euro) unter den Filialbanken nach Sparda Bank Hamburg (14,50 Euro) und Santander Bank (18 Euro) der drittgünstigste Anbieter für die Seniorin.

Wer kein Onlinebanking betreibt, hat kaum eine Möglichkeit, diesen Gebühren zu entkommen. Denn Rechnungen von Handwerkern, Ärzten oder Dienstleistern müssen häufig so bezahlt werden. Rentner sind davon besonders betroffen, weil sie Onlinebanking unterdurchschnittlich nutzen. Nur 33 Prozent der Senioren ab 60 Jahren nutzen den Computer oder das Tablet für Bankgeschäfte, während der Anteil in der Gesamtbevölkerung bei 55 Prozent liegt. Nach einer Untersuchung der FMH-Finanzberatung werden inzwischen bei der Hälfte der Konten Gebühren für beleghafte Überweisungen erhoben: im Schnitt ein Euro.

Für den großen Girokontenvergleich des Abendblatts wurden insgesamt 15 Geldinstitute – vom Marktführer Haspa bis zur Direktbank – befragt. Sie sollten für drei Modellkunden entsprechend den Vorgaben das geeignetste Girokonto empfehlen und die Kosten für ein Jahr berechnen. Alle bereits bekannten anstehenden Preisanpassungen der Geldinstitute wurden dabei berücksichtigt.

Eine weitere Kundengruppe muss für das Girokonto tiefer in die Tasche greifen: Studierende und Auszubildende. Wenn sie eine Kreditkarte nutzen wollen, kostet das Konto bis zu 45 Euro im Jahr, obwohl die eigentliche Kontoführung für diese Zielgruppe nach wie vor kostenlos ist. Nach der Erhebung der FMH-Finanzberatung hat mehr als jede dritte Bank seit 2015 ihre Kreditkartengebühren zwischen vier und zehn Euro erhöht.

Wer bisher den Bankwechsel wegen des Aufwandes scheut, hat ab September bessere Chancen. Dann müssen die Banken abtrünnigen Kunden einen Wechselservice anbieten.

Seite 6 Der große Kontenvergleich