Hamburg . Im ersten Halbjahr gab es 19.606 Beanstandungen von Bürgern. CDU: 16-Punkte-Plan wird nicht umgesetzt

Der Streit über Fluglärm in Hamburg wird immer erbitterter geführt. Die Zahl der Beschwerden hat einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt 19.606-mal wandten sich Bürger aus Hamburg und dem Umland bis Ende Juni 2016 wegen der Lärm­belastung an die Behörden. Das geht aus einer aktuellen Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering hervor. Damit liegt die Zahl der Beschwerden im ersten Halbjahr 2016 schon doppelt so hoch wie im gesamten Jahr 2015, in dem sich Bürger insgesamt 9340-mal über den vom Flug­hafen ausgehenden Lärm beschwerten.

„Der Senat hält es nicht für nötig, den im Januar 2015 von der Bürgerschaft beschlossenen 16-Punkte-Plan zur Bekämpfung des Fluglärms umzusetzen“, kritisiert der CDU-Abgeord­nete Thering. „Gerade die Nichteinhaltung der Bahnbenutzungsregeln führt zu Recht zu viel Unmut in der Bevölkerung. Darüber hinaus wird in letzter Zeit die Nachtruhe durch Flugverspätungen wieder zunehmend gestört.“ Die Zahl der Verspätungen nach 23 Uhr sei „erschreckend hoch“ und zeige, „dass die Pünktlichkeitsoffensive des Flughafens weiterhin keine Wirkung entfaltet“, so Thering.

Senat und Flughafen wiesen die Kritik zurück. In den ersten vier Monaten des Jahres sei die Zahl der Verspätungen zurückgegangen, sagte Flug­hafensprecherin Katja Bromm. Im Mai und Juni habe es vor allem wegen ex­tremer Wetterbedingungen und Streiks deutlich mehr Verspätungen gegeben. Tatsächlich hat sich die Zahl der Flugbewegungen nach 23 Uhr im Juni 2016 mit 140 gegenüber dem Juni 2015 mehr als verdoppelt. Der Flughafen weist auch darauf hin, dass die Bahnbenutzungsregeln, die unter anderem für Landungen nach 22 Uhr den Anflug aus Richtung Norderstedt vorschreiben, „ausdrücklich nur für den Normalfall“ gölten. Man müsse aus Sicherheitsgründen von der Regelung abweichen, wenn etwa der Seitenwind bei einem Anflug über Norderstedt zu stark sei.

Der massive Anstieg der Beschwerden bedeute nicht zwangsläufig, dass die Belastung zunehme, hieß es aus dem Rathaus. Es gebe einige Betroffene, die sich immer häufiger und energischer beschwerten.

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