„Markant, kräftig, vollmundig“: Ein Röster aus Baden-Württemberg trifft den Charakter des Reformators

Wer in Hamburger Spezialkaffee­läden ahnungslos ein Getränk bestellt, wird plötzlich mit 800 Aromen bisher völlig unbekannter Sorten verwöhnt. Eine fachmännische Röstung entlockt den für Laien bitteren Bohnen über­raschende Charaktereigenschaften wie „angenehme Würze“, „blumige Säure“, einen „vollmundig, schokoladigen Charakter“ oder alle hier genannten gleichzeitig in nur einem Schluck, möglicherweise noch ergänzt durch einen „Abgang von Walnuss-Nuancen“, begleitet von „Anklängen an Brombeeren und rote Weintrauben“.

Ein Kaffeeröster aus Baden-Württemberg, aus jenem Musterländle, dessen Bewohner sowieso alles können außer Hochdeutsch, hat jetzt einen Kaffee kreiert, der treffsicher die Charakterzüge von Martin Luther wiedergeben soll. „Markant, kräftig, vollmundig, außerdem stark, würzig und erdig“ sei die Martin-Luther-Mischung, die mit dem Lutherkonterfei auf der Packung das Jubiläum 500 Jahre Reformation 2017 versüßen soll.

Die „perfekt für Espresso“ geeignete Röstung passe zu Luther, „weil die einen ihn lieben, die anderen ihn ablehnen“, meint Röster und Kirchengemeinderat Florian Kühnberger. Seine Mischung haue selbst trainierte Kaffeetrinker um.

Für empfindlichere Mägen und Gemüter hält er eine evangelische Alternative bereit. Die ist nach Luthers Ehefrau Katharina von Bora (1499–1552) benannt und sei „besser verträglich“. Ihre Arabica-Bohnen aus Äthiopien und Südamerika ergäben ein Geschmacksbild aus „Würze, Frucht und Fülle mit langem Nachklang“. Unser Kaffeegeschmack ist offensichtlich noch reformierbar.