Hamburg. Befragungen dazu in Eimsbüttel und Ottensen im September. Das Ziel: umweltfreundliche Fortbewegung

Sind die Hamburger bereit, aufs eigene Auto zu verzichten, dafür aber einen Elektro-Leihwagen vor der Haustüre zur Verfügung zu haben? Hamburgs Senat will das in zwei Pilotstadtteilen, in Eimsbüttel und Ottensen, jetzt testen. Der Haken: Es gehen herkömmliche Parkplätze verloren.

Das Ziel: mehr Flexibilität in der Wahl des Fortbewegungsmittels. Deshalb werden in den beiden ausgewählten Pilotstadt­teilen feste Stellflächen für Elektro-Leihautos gesucht. Anwohnern soll der Verzicht auf ein eigenes Auto schmackhaft gemacht werden. Die Verkehrsbehörde will mit diesem innovativen Mobilitätskonzept dem wachsenden Einwohner- und Pkw-Bestand begegnen.

Denn während die Zahl der Parkplätze seit sieben Jahren nahezu kon­stant geblieben ist, hat sich die Zahl der angemeldeten Autos stark erhöht. Kamen 2009 noch 402 Fahrzeuge auf 1000 Einwohner, besitzen aktuell 432 von 1000 Hamburgern einen eigenen Wagen. Insgesamt ist die Zahl der Privatfahrzeuge um 45.000 auf knapp 610.000 gestiegen. Kurzum: Immer mehr Autos suchen in Hamburg gleichbleibend rare Parkplätze. Besser wird die Luftqualität dadurch nicht, vielen gilt das eigene Auto nach wie vor als „Mobilitätsversicherung“.

Beim nun vorgestellten Konzept für ein Gebiet nördlich der Osterstraße in Eimsbüttel und den Kern von Ottensen gehe es nicht darum, „den Leuten das Autofahren zu vergällen, sie auf den Nahverkehr oder das Rad zu zwingen“, sagt Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD). „Wir wollen herausfinden, ob ein Teil der Einwohner bereit ist, auf ein eigenes Auto zu verzichten, wenn im Gegenzug sichergestellt wird, dass ein Auto im Wohnumfeld bereitsteht.“ Dafür seien Viertel mit hohem Parkdruck ausgesucht worden. Man wolle die Großstadt vor Autokollaps und Luftverschmutzung bewahren und den Umstieg auf umweltschonendere Möglichkeiten erleichtern. Die Abschaffung des eigenen Autos dürfe nicht als Verzicht empfunden werden.

In den beiden Stadtteilen würden zunächst je 300 Anwohner von Interviewern zu ihren favorisierten Mobilitätsgewohnheiten befragt. Voraussichtlich im September sollen sie Auskunft geben, wie sie zur Arbeit, zum Einkauf oder Wochenendausflug kommen, welche Alternativen sie sich vorstellen und wie ein Leihangebot aussehen sollte. Die Befragung sei „ergebnisoffen“, es handelt sich um ein wissenschaftliches „Urban Travel Monitoring“ des Karlsruher Instituts für Technologie.

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