Buchholz . „Projections and reflections“ heißt die Ausstellung von Leonhard Te Nyenhuis beim Kunstverein Buchholz

Es sieht aus wie eine riesige Postkartensammlung: 700 Fotos, akkurat in Reihe ausgerichtet, hängen an den Wänden des Buchholzer Kunstvereins. Nur an der vorderen Wand, den Ausstellungsgewohnheiten des Vereins folgend, sind drei großformatige Bilder zu sehen. Verschlungene Linien, verzerrte Formen. „Projections and reflections“ heißt die neue Ausstellung. Der Künstler Leonhard Te Nyenhuis zeigt darin, wie sich durch Spiegel, Filter und Schablonen Alltägliches verfremden oder hervorheben lässt. Und obwohl das eine oder andere Motiv wie ein Gemälde erscheint, so sind es doch ausschließlich bearbeitete Fotos.

Am liebsten arbeitet der gebürtige New Yorker, der in Buchholz lebt, mit Fernsehbildern. Durch Schablonen aufgenommen, entstehen völlig neue Formen. Aber er denkt praktisch: „TV-Art ist schwer zu verkaufen.“ Also fertigt er daraus einzelne Bilder. Fernsehbilder sind die Grundlage für etliche Motive. Merkel, Obama und dessen Vorgänger George W. Bush, während er erfährt, dass soeben ein Flugzeug ins World Trade Center eingeschlagen ist. „Ich wollte nicht nur Politisches zeigen“, sagt „Lenny“ Te Nyenhuis, doch die Grenzen sind fließend.

Immer wieder finden wir das Brandenburger Tor, oder US-Symbole: Sternenbanner, Weißkopfseeadler, Revolver. Der Künstler zeigt aber auch Urlaubsmotive, Bilder von Hamburg, Lübeck, New York, deutschen Fachwerkstädtchen, schwedische Idylle. In grellen Farben, mit „Gebrauchsspuren“ oder als unscharfe Ausschnitte. „Ich liebe die deutsche Architektur. Deswegen bin ich ja hier“, sagt „Lenny“. Und warum Postkartenformat? „Für größere Formate habe ich keinen Platz im Keller.“ Auf Kundenwunsch sind große Formate lieferbar. Dass er ein bodenständiger Künstler ist, beweist, dass er Einblicke in seine Arbeitstechniken gibt. Ein Holzrahmen, ausgefüllt mit großen und kleinen Klötzen. Auf einer Seite haben sie farbige Kanten. Ein weiterer Holzrahmen mit gefalteter Spiegelfolie. Er fotografiert durch diese Filter hindurch und bearbeitet das Foto. Dann wiederholt er den Vorgang. Immer wieder. Einmal mehr ist es an dieser „Making-of-Wand“ zu finden: Als eine von mehreren schwarzen Folien, in die ein Motiv oder eine Struktur hineingekratzt sind. Daneben bearbeitete, gebogene Spiegelfolien, mit dem jeweiligen Fotoergebnis. Dass daraufhin jemand seine Ideen kopieren könnte, ist „Lenny“ egal. „Wenn das jemand machen möchte – warum nicht?“

Kunstverein Buchholz, Kirchenstraße 6, bis 4. September mo.-fr. 16-18 Uhr, sa+so 11-17 Uhr. Vortrag am Sonntag, 21. August, 11 Uhr „Biennale Architettura 2016“ Workshop am Sonnabend, 3. September, 14—18 Uhr „Unschärfe und Schärfe“Infos unter www.kunstverein-buchholz.de