Egestorf. Lions Club Harburg Hafen und DRK ermöglichten 40 Flüchtlings-Jungen und -Mädchen aus der Zentralen Erstaufnahme einen besonderen Tag

Bastian Küsel

Willkommene Abwechslung für etwa 40 Kinder der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung II in Harburg: Ermöglicht vom Lions Club Harburg Hafen verbrachten sie einen Tag im Egestorfer Barfußpark. Während der Hamburger Schulferien organisiert das Deutsche Rote Kreuz ein Ferienprogramm für die Bewohner der ZEA. Der Lions Club Hamburg Harburg Hafen unterstützt die Helfer – nicht nur finanziell.

Unter Freuderufen und lautem Beifall entern die Kinder den Reisebus, der sie zum Erlebnispark bringen soll. Vier Betreuer des Deutschen Roten Kreuz begleiten sie. Als Verstärkung steigen Gerold Winter und Udo Vorbeck vom Lions Club mit in den Bus. Bei einem von ihrem Club veranstalteten Theaterbesuch vor einigen Wochen war eine beachtliche Summe zusammengekommen, die nun den Kindern zugute kommt. In den kommenden Wochen sind zwei weitere Unternehmungen mit den Kindern geplant. Im August zum Beispiel geht es zwei Mal in den Tierpark Schwarze Berge. In kleinen Gruppen, so die Idee der Lions Club-Mitglieder, sollen die Kinder aus dem Alltag der Erstaufnahme entfliehen und besondere Erlebnisse und Erinnerungen mit zurück nehmen können.

Im Bus: Ein wahres Sprachengewirr: In arabischer, persischer, albanischer und russischer Sprache verständigen sich die Kinder, außerdem auf Tschetschenisch und Kurdisch. Viele sprechen auch Englisch miteinander. Und: Auch auf Deutsch können sich die Kinder schon erstaunlich gut ausdrücken.

Viele leben seit etwa einem halben Jahr in der Unterkunft, manche erst seit wenigen Wochen. „Was ist das für eine große Maschine?“ fragt ein Elfjähriger. Mit dem Zeigefinger weist er auf ein Windrad an der Autobahn. Er schaut Betreuerin Rosa-Isabelle Schlottau an.

Die Sozialarbeiterin arbeitet schon seit vielen Monaten in der ZEA II und kennt die Kinder gut. Sie erklärt ihm die Funktion eines Windrads: „Mit dem großen Rad wird Energie gewonnen, damit – beispielsweise – das Licht angeht.“ Im Barfußpark angekommen, wird die Gruppe von Maureen Neven und ihrer Tochter Emily in Empfang genommen. Mit nackten Füßen geht es los zur ersten Station – und das frische Wasser sorgt für Heiterkeit. Der Weg, den die Kinder im Gänsemarsch beschreiten, führt durch ein Schlickbecken, über Balance-Stangen und sogar einen Glasscherbenweg. Die Kinder waten drei Kilometer über Obstwiesen, durch schattigen Buchen- und Kiefernwälder.

Maureen Neven geht mit den Kindern zu jeder Station, erzählt über die besondere Natur in der Heide. Zwischendurch dürfen die Kinder spielen und sich messen. Im Weitsprung, zum Beispiel. Die Kinder aus der ZEA hüpfen in ein Sandbecken – und vergleichen die Weite ihres Sprungs mit der von verschiedenen Tierarten. Nach der langen Tour gibt es herzhafte Crêpes mit Tomaten und Mozzarella. Und Regen!

Gerold Winter und Udo Vorbeck haben eine Idee. Sie sprechen mit ihrem Club-Präsidenten Christian Müller. Der ist offenbar ein Organisationstalent. Binnen Minuten bucht er eine Kutschfahrt durch die Heide für alle Teilnehmer. 90 Minuten soll es im Planwagen weitergehen. Die Schuhe können an den Füßen bleiben. Die Jacken werden ausgepackt. Dicht an dicht sitzen die Kinder auf den Holzbänken, hören das beruhigende Trappeln der Pferde vorn am Wagen.

Auch dies: Ein besonderes Erlebnis für die Kinder, die aus ihrer Heimat hatten fliehen müssen. Wie intensiv die Eindrücke dieses Tages sein mögen, lässt sich auf der Rückfahrt im Reisebus erahnen. Fast allen Kindern fallen die Augen zu. Die Erlebnisse werden zu Erinnerungen.