Das Ladenlokal Heimatjuwel in Eimsbüttel biete eine kleine, aber feine Küche ohne Pomp

Der Trend geht dahin, das Große in der Bescheidenheit der Nähe zu suchen. Auf genau dieses Konzept setzt das neue Restaurant Heimatjuwel. Die Wahl des Namens allein ist clever. Denn nachhaltig und regional genießen ist in. Das Heimatjuwel am Stellinger Weg in Eimsbüttel ist aber kein austauschbares Trendlokal. Auf der Karte stehen explizit nordisch inspirierte Gerichte. Die Zutaten kommen dann an die Reihe, wenn es ihre Zeit ist. Und nur dann.

Das Ladenlokal am Stellinger Weg hat schon einige Wechsel erlebt. Erst residierte hier der famose Grieche Christos, dann das Vier Rosen, danach kurze Zeit ein Burger-Laden und jetzt gibt es einen hoffnungsvollen Neustart mit dem ­Heimatjuwel. Inhaber Marcel Görke hat hier seinen Traum vom eigenen Restaurant verwirklicht. Ruhm erkocht hat er sich in den vergangenen 20 Jahren reichlich. Zuletzt als Küchenchef des Restaurants Stüffel, davor im Seven Seas, im Chezann sowie im Buddenbrooks – als Sternekoch.

In seinem eigenen Restaurant huldigt Marcel Görke einer etwas lässigeren gehobenen Küche, die den Gast in unverkrampftem Ambiente erwartet. Das kleine Lokal ist angenehm minimalistisch gehalten mit grauer Wandfarbe und dunklen Gestühlen, ohne jedoch steril zu wirken.

Die Karte wird auf einem stabilen Pergament in einer Hülse gereicht. Eine nette Idee. Sie ist übersichtlich, zwei ­Vorspeisen, zwei Zwischengänge, zwei Hauptgänge und drei Desserts, aus denen der Gast sich ein Drei- bis Sechs-Gänge-Menü zusammenstellen kann.

Schon das leicht warme, selbstgemachte Brot mit aufgeschlagener Nussbutter gelingt höchst aromatisch. Zum Wecken der Geschmacksnerven dient auch der Gruß aus der Küche, Kartoffelschaum mit geräuchertem Schinken und Hüttenkäse. Sehr raffiniert geht es auf dem Niveau weiter, einfach, unverfälscht aber in der Zusammenstellung höchst kunstvoll. Die gebeizte Fjord-Forelle aus der Deutschen See etwa mit Zwiebelgewächsen, auch Lauch genannt, und Schinkensud (13 Euro) ergibt eine tolle, frische Harmonie.

Der Gast bekommt konzentrierte, echte Kochkunst geboten

Auf dem Teller werden die Gerichte eher wie kleine bildende Kunstwerke angeordnet. Die Portionen sind nicht eben üppig und verhalten sich umgekehrt proportional zu den Preisen. Für studentische hungrige Mägen sind sie damit eher ungeeignet. Aber man bekommt konzentrierte, echte Kochkunst geboten. Das gilt ebenfalls für das wunderbar zarte Kabeljaufilet, ebenfalls aus Deutscher See, an einer raffinierten Mischung aus Birne, Bohnen und Speck (23 Euro). Deftig trifft auf Süß. Eine famose Kombination.

Wunderbar passt dazu der vollmundige Grauburgunder aus Baden von 2015 (5,50 Euro pro Glas).

Auch wenn es am Ende richtig süß wird – die „Yogurette Heimatjuwel“ (9 Euro) hat nur vage mit dem gleichnamigen Schokoladenprodukt zu tun. Sie vereint Bio-Schokolade, Erdbeeren und Joghurt. Ein Gedicht.

Letztlich erweist sich das kleine, feine Lokal als eine wirkliche Schatzkiste, die manche kulinarische Juwelen enthält. Ganz selbstverständlich und ohne großen Pomp. So wünscht man sich ein feines Restaurant in der Nachbarschaft.

Heimatjuwel Stellinger Weg 47 (U Lutteroth­straße), Di-Fr 12.00-14.30 u. 18.00 bis 22.00,
Sa 18.00 bis 22.00, T. 42 10 69 89;
www.heimatjuwel.de