In dem Abenteuerfilm „Legend Of Tarzan“ kämpft sich Schauspieler Alexander Skarsgård durch ein löchriges Drehbuch

Das hat Tarzan nicht verdient. „Harry Potter“-Regisseur David Yates hat nicht nur die soundsovielte Verfilmung von „Tarzan“ neu aufgelegt. Nein, es muss gleich die „Legende von Tarzan“ sein. Die aber dekonstruiert so ziemlich alles, was diese Kultfigur ausmacht.

Tarzan ist gar nicht so stark, wie wir dachten. Im Zweikampf mit seinem Halbbruder-Gorilla unterliegt er klar. Auch von weißen Gegenspielern lässt er sich leicht überrumpeln. Er ist nicht der große Einzelkämpfer, sondern braucht stets Unterstützung. Dann dauert es satte 80 Minuten, bis wir zum ersten Mal den berühmten Schrei hören. Und: Ganz lange rennt Tarzan in voller Montur durch den Urwald. Erst spät entledigt er sich zumindest Hemd und Schuhwerk. Einen Lendenschurz aber trägt er nie. Sondern stets eine Hose, deren Marke wir gern erführen, weil sie trotz aller Kämpfe, Lianenschwingerei und sonstiger abenteuerlicher Dschungelverrichtungen nie reißt und kaum dreckig wird.

Man kann Yates zugutehalten, dass die Originalgeschichte von Edgar Rice Burroughs zur Genüge bekannt ist und spätestens durch „Grey­stoke“ mit Christopher Lambert 1984 mustergültig erzählt wurde. „Legend Of Tarzan“ hat dagegen einen ganz anderen und erst mal sehr interessanten Ausgangspunkt. Der Film beginnt einmal nicht mit dem Waisenkind im Baumhaus, das von Affen aufgenommen wird – die Vorgeschichte wird portionsweise in Rückblenden erzählt. Sondern hochpolitisch mit der Berlin-Konferenz 1884, als die Kolonialmächte Afrika unter sich aufteilten. Und Leopold II. von Belgien spielte dabei die unrühmlichste Rolle.

Um den schwarzen Kontinent zu unterwerfen, braucht er Geld, dafür sollen Diamanten aus dem Kongo beschafft werden. Das wollen die Briten verhindern. Deshalb bitten sie den Lord of Grey­stoke, den die Welt als Tarzan liebt und der sich anders als in „Greystoke“ komplett zivilisiert hat, noch mal in den Dschungel zurückzukehren. Um die alte Heimat zu retten.

Das ist erst mal eine komplett neue Deutung. Nur ist Tarzan ja, wenn man schon in diese Richtung denkt, eine fatal rassistische Figur, ein weißer Herrenmensch, der nicht nur Löwe und Flusspferd, sondern auch die schwarzen Ureinwohner unterwarf. Und gerade der soll nun politisch korrekt helfen, Sklaven zu befreien und den Kontinent vor der Ausbeutung zu bewahren? Geschichtsklitterung zur Beruhigung des post-kolonialistisch schlechten Gewissens.

Eigentlich ist der neue „Tarzan“ eher ein Reboot von „Rambo“, der halt zu anderer Zeit das Böse mit Ganzkörpereinsatz bekämpft. Der arme Alexander Skarsgård hat dafür sichtlich hart trainiert, das hilft aber nicht gegen die Schlaglöcher des Drehbuchs. Und Christoph Waltz als Bösewicht kopiert einmal mehr sich selbst bis zur Selbstparodie. Da guckt man doch lieber noch mal den alten „Greystoke“.

„Legend Of Tarzan“ USA 2016, 110 Min.,
ab 12 J., R: David Yates, D: Alexander Skarsgård, Christoph Waltz, Samuel L. Jackson, Margot
Robbie, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; legendoftarzan.com