Harburg.

Fünf Minuten zu spät losgekommen, Mist! Eigentlich wollte ich um halb acht am Bahnhof Harburg-Rathaus sein, jetzt ist es fünf nach halb. Nun aber schnell! Die S3 gerade noch so erwischt – zum Glück: Die Sperrung der Strecke weiter nördlich dünnt auch das Zugangebot hier aus. Die nächste Bahn würde erst in zehn Minuten fahren.

Die S-Bahn ist gut gefüllt, aber noch nicht drängelig. Man merkt, es sind Ferien. Eine Station weiter heißt es bereits: Umsteigen. Hier rächt sich, dass ich die Bahn nur knapp, also am letzten Wagen erwischt habe: Ideal zum Umsteigen in den Metronom sind der dritte und vierte Waggon von vorne. So stehe ich am Ende einer großen Menschentraube vor der Treppe. Normalerweise läuft es hier anders herum: In Harburg pumpt der Metronom Fahrgäste in das S-Bahn-System. Die nächsten vier Wochen werden umgekehrt verlaufen.

Im Zwischendeck des Harburger Bahnhofs muss ich mich kurz orientieren: Ich könnte mich jetzt extrem abhetzen und den Zug um 7.44 Uhr auf Gleis 6 ins Auge fassen. Andererseits fahren die Metronome nach Hamburg um diese Uhrzeit so oft, dass man auch gucken kann, welcher der nächste ist. Siehe da: 7.49 Uhr ab Gleis 2. Meine Zielzeit am Hauptbahnhof – 8.00 Uhr – würde er genau treffen, wenn er pünktlich ist. Ich entscheide mich für die entspannte Variante und sehe vom Wandelgang des Bahnhofs aus, wie sich die Hälfte meiner Mitreisenden bemüht, Gleis 6 noch rechtzeitig zu erreichen. Der Zug steht schon da.

In Harburg kommen drei Metronomstrecken zusammen. Die von Cuxhaven kommende hat nur eine Linie, die von Bremen und Uelzen jeweils zwei – eine Expresslinie und einen Bummelzug. Ab Harburg machen Express und Bummel keinen Unterschied mehr: Es gibt nur noch einen Halt, mein Ziel, den Hauptbahnhof.

Auf Gleis zwei kommt jetzt der aus Uelzen an. Im Landkreis Harburg kommt er über Radbruch, Winsen, Ashausen, Stelle, Maschen und Meckelfeld herein und ich habe ihn als stets sehr voll in Erinnerung. Im Metronom-Fahrplan ist er selbstironisch warnend auch mit einem Sardinenbüchsen-Symbol gekennzeichnet. Ich mache mich also darauf gefasst, mich mit den vielen Leuten, die auf dem Bahnsteig warten, im Zug mit denen eng zu drängeln, die schon drin sind. Die großen Menschentrauben, die sich gleich vor den scheunentorbreiten Pendlerzugtüren bilden, lassen nichts Gutes erahnen.

Als ich drin bin – mal wieder als Letzter, denn als Reporter beobachte ich ja gerne – finde ich noch einen Stehplatz im Türbereich. Aber ich habe Platz. Das ist besser, als ich erwartet habe. Nur etwa zehn Leute stehen mit mir. Und ein Blick die Treppe hoch ins obere und hinunter ins untere Sitzdeck zeigt: Auch hier merkt man die Ferien. Ich sage den anderen Stehern Bescheid und suche mir einen Sitzplatz. Bequem, wie selten fahre ich zum Hauptbahnhof. Punkt acht bin ich tatsächlich da. 25 Minuten hat es von Bahnhof zu Bahnhof gedauert – mit einem Sprint beim Umsteigen wäre es noch fünf Minuten schneller gegangen.

Einziger Nachteil der Kombination S-Bahn/Metronom: Wer einen Rollstuhl bewegt oder Kinderwagen schiebt, muss zum Umsteigen im Harburger Bahnhof lange Umwege gehen. Das kostet Zeit – diskriminierend viel.