Oslo.

Fünf Jahre ist es an diesem Freitag her, dass sich Jorid Nordmelan zusammengekrümmt unter einem Schlafsaalbett auf der Insel Utøya versteckte. Amokläufer Anders Behring Breivik wollte in den Saal eindringen. Mit Tränengas wollte er die damals 20-Jährige und ihre Freunde nach draußen in seine Schusslinie treiben. Viele andere waren da schon tot. „Wir hatten die Fenster mit Matratzen verbarrikadiert. Sonst hätte ich nicht überlebt“, erinnert sie sich.

Breivik ermordete auf der Insel 69 der 500 Besucher des Sommerlagers der Jugendorganisation der norwegischen Arbeiterpartei, zuvor hatte der 32-Jährige acht Menschen mit einer Bombe im Osloer Regierungsviertel getötet. 2012 wurde er zur Höchststrafe von 21 Jahren Gefängnis verurteilt.

Zum fünften Jahrestag ist Nordmelan gerade Mutter geworden. Sie hat als stellvertretende Parlamentsabgeordnete Karriere gemacht. Ob sich das Land verändert habe? „Nein, Norwegen hat sich kaum verändert. Wir sind vielleicht weniger naiv, wissen nun, dass Dinge, die andernorts passieren, auch bei uns passieren können“, sagt sie. Damals war das Land mit der Situation überfordert. Ängstliche Polizisten trauten sich erst viel zu spät, auf die Insel überzusetzen. Inzwischen sollen sie besser auf Terrorakte vorbereitet sein. Politisch hat sich Norwegen trotz starker Worte für mehr Offenheit zum genauen Gegenteil entwickelt: Die rechtspopulistische Fortschrittspartei, deren Politiker wie Breivik die Einwanderung aus muslimischen Ländern als „Dolch in den Rücken der norwegischen Kultur“ beschreiben, gehört seit 2013 der Regierung an.

Breivik selbst gerät angesichts islamistischer Attentate in anderen Ländern in Vergessenheit. „Es heißt, der Terror kommt immer näher zu uns. Diese Vorstellung ist etwas sonderlich, wenn man bedenkt, dass man in Norwegen bereits einen so dramatischen Terrorangriff von innen heraus hatte“, sagt Henrik Syse vom Friedensforschungsinstitut PRIO.