Wer kürzer fliegt, ist früher tot. Was uns eine Erkenntnis aus der Vogelwelt über Spanien lehren kann

Und wohin fahren Sie in diesem Herbstsommer in Urlaub? Für die Kuckuck­e steht die Sache fest, da machen sie sich keinen Kopf. Sie wollen in die Sonne und buchen deshalb jedes Jahr pauschal die Ferienanlagen südlich der Sahara. Nur bei der Entscheidung, wie sie hinkommen sollen, gibt es jedes Jahr wieder Gezeter. Die einen folgen dem Motto: „Let’s go West“ und fliegen über Spanien. Andere verspüren einen Ostdrang, bevorzugen Italien und den Balkan. Ob es ihr Appetit auf Sardellen oder die fleischhaltige balkanische Küche ist? Über Geschmack lässt sich schlecht streiten, egal wie weit man den Schnabel aufreißt.

Und was machen britische Forscher? Mehr als einer flog über das Kuckucksnest, zählte durch und fand ein Ost-West-Gefälle – mit fatalen Ergebnissen für die Spanien-Flieger. Ihre Sterblichkeit ist – trotz kürzerer Strecke – deutlich höher. Die Forscher vermuten Dürren und Flächenbrände als Ursachen, schreibt das Fachblatt „Nature Communications“. Oder mögen die Kroaten die kukovica, die Italiener den cuculo lieber als die Spanier den cuco? Eigentlich sind ja die Italiener die todbringenden Vogelfänger.

Aber warum geht es den Vögeln in Spanien so dreckig? Vielleicht sind die kinderlieben Iberer schlecht auf die Vögel zu sprechen, weil die sich schon vor langer Zeit von einem windigen Unternehmensberater dazu überreden ließen, dass man die Nachwuchspflege auch outsourcen kann, Stichwort Brutparasitismus. Oder sind die Spanier immer noch sauer auf alles, was aus Großbritannien kommt, wegen der Niederlage der Armada? Lo sa il diavolo, sagt der Italiener und übersetzt das nicht ganz wörtlich in: weiß der Kuckuck!