Mit Jeanette Biedermann hat die Komödie „Aufguss“ im Winterhuder Fährhaus Premiere

Stillstand ist so gar nicht ihr Ding, ihre Zeit knapp. Dazu verläuft die Laufbahn von Jeanette Biedermann zu rasant, seit sie 1999 in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (RTL), der Mutter alle deutschen Seifenopern, ins Unterhaltungsgeschäft einstieg. Fast fünf Jahre lang spielte sie die Rolle der Marie Balzer, aber so leicht zu kategorisieren wie es scheint, ist die zierliche und quirlige Frau nicht. 2011 noch mit dem „German Soap Award“ als beste Darstellerin in der Sat.1.-Telenovela „Anna und die Liebe“ ausgezeichnet, hat sich Jeanette Biedermann seit gut drei Jahren vermehrt der Bühnenarbeit gewidmet.

Am 22. Juli hat sie in der Komödie Winterhuder Fährhaus doppelte Hamburg-Premiere: Im Stück „Aufguss“ steht die 36-Jährige erstmals auf einer hanseatischen Theaterbühne. „An Hamburg habe ich nur gute Erinnerungen, vor allem ans Docks und ans CCH“, sagt sie. In jenen Konzertsälen ist Jeanette Biedermann, 2004 mit der Goldenen Kamera in der Sparte „Pop National“ geehrt, bereits aufgetreten. Sieben Soloalben hatte die „deutsche Princess of Pop“, wie sie die „Bunte“ mal genannt hat, veröffentlicht – bis die Sängerin und Songwriterin mit ihrem Ehemann Jörg Weißelberg und dem Bassisten Christian Bömkes Ewig gründete – eine Poprockband.

Sie spielt Emilie, die Assistentin des Kinderklinik-Chefs Lothar

Eingerahmt von zwei Männern ist Jeanette Biedermann auch in „Aufguss“. Sie spielt Emilie, die Assistentin des Kinderklinik-Chefs Lothar. Der hat im Wellness-Bereich eines Fünf-Sterne-Hotels ein mehr oder minder zufälliges Treffen mit Dieter arrangiert, einem erfolgreichen Waschmittelhersteller. Der Arzt verspricht sich vom Selfmade-Mann weitere Spenden für sein Kinderkrankenhaus. Autor und Regisseur René Heinersdorff gibt den Lothar, Hugo Egon Balder macht auf Dieter, und Jeanette Biedermann schwärmt vom einen wie vom anderen. „René Heinersdorff ist für mich einer der besten Komödienschreiber Deutschlands“, sagt sie. Immer wieder geht es zwischen Sauna und Dampfbad um den Begriff „Spende abliefern“ – im Zusammenhang mit Kindern bewusst doppeldeutig zu verstehen. „Die Dialoge werden nie obszön, das Stück hat Wortwitz und ist kein platter Quatsch, beim Publikum entsteht echtes Kopfkino“, meint Jeanette Biedermann.

Balder hatte Biedermann – die beiden Berliner kennen und mögen sich dank gemeinsamer TV-Arbeit seit Jahren – bei Heinersdorff für die Rolle der Emilie vorgeschlagen. Der gebürtige Düsseldorfer ist auch Direktor des Theaters an der Kö.

Jeanette Biedermann, die im Berliner Dom als Buhlschaft im „Jedermann“ ihr Bühnendebüt gab, hatte an dem Verwirrspiel in weißen Bademänteln bisher immer ihren Spaß mit den insgesamt vier Kollegen. „Ich mag diesen Live-Moment im Theater, die Reaktionen des Publikums“, sagt sie. „Bei Film oder Fernsehen müssen sich der Regisseur und die Schauspieler auf ihr Gefühl verlassen.“

Schauspielunterricht oder eine Schulspielschule? „Die Zeit habe ich gar nicht“, bekennt Jeanette Biedermann. Sie baut auch auf ihre in den vergangen Jahren gemachten Live-Erfahrungen mit mehr als 500 Konzerten und in drei weiteren Theaterproduktionen: „Ich bin keine, die bei der Probe einen Kaffee trinken geht, wenn die anderen dran sind.“ Stattdessen möchte sie mit den Kollegen auch im Winterhuder Fährhaus mal nach den Vorstellungen zusammensitzen.

Nur nicht am spielfreien Montag. Nach den Tourneestationen Düsseldorf, Köln und Frankfurt am Main will Jeanette Biedermann die relativ kurze Distanz von Hamburg nach Berlin zu Heimatabstechern nutzen. Und: Sie hat ja außer Theater zu spielen noch genug anderes vor.

„Aufguss“ Premiere Fr 22.7., bis 11.9., 19.30, So 18.00, ­Komödie Winter­huder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstraße 13, Karten zu 16,54 bis 43,74 in der HA-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18-32, HA-Ticket-Hotline
T. 30 30 98 98