Cristiano Ronaldo ist der beste Fußballer der Welt – und anders, als Sie denken

Früher auf dem Schulhof wäre einer wie Cristiano Ronaldo präventiv vermöbelt worden. Zu affig, zu gelackt, eben das Cristianoronaldohafte. Manche Mädchen hätten ihn toll gefunden, weil er nach den Bundesjugendspielen ausgesehen hätte, als käme er vom Augenbrauenzupfen. Auch deswegen hätten wir ihn verhauen, wenn wir ihn gekriegt hätten. Leider wäre er ausgebüxt. Oder hätte mit einem sauberen linken Haken gekontert. Dafür hätten wir ihn noch mehr verabscheut.

Warum zieht der portugiesische Wunderkicker so viel Hass auf sich? Keiner spielt besser, er liefert zwei-, dreimal die Woche Weltklasse. Wir werden unseren Enkeln erzählen von diesem Virtuosen, der mit dem Ball so gut umgehen kann wie mit Dauerdruck.

Leben unter Druck hat er gelernt: Vater alkoholkrank, mit 15 Herz-OP, heute alleinerziehender Vater, der sich – branchenuntypisch – nie tätowieren ließ, weil Blutspenden dann riskanter wird. Seine Mitspieler schätzen seine Vorlagen, seine Trainer den Fleiß, viele Menschen seine Spenden. Dass er das Mikrofon eines nervigen Reporters ins Wasser warf, ist nicht höflich, aber nachvollziehbar. Arroganz, so lautet der Standardvorwurf. Aber genau dieses breitbeinige Anmarschieren zum Freistoß, das hahnenstolze Vorzeigen seiner beeindruckenden Bauchmuskeln, das Gorillahafte macht seine Stärke aus. Es wäre eine anstrengende Welt, wenn alle Ronaldo wären. Aber wie langweilig wäre es ohne ihn.